Kakteenaussaat – Episode 025
So bekommst du schnell und günstig seltene Pflanzen für deine Sammlung
Aussaathaus – brauche ich sowas auch?
Bevor wir in die Details gehen – wo kann ich überhaupt aussähen? Muß ich dazu auch ein Aussaatgewächshaus haben?
Die Antwort ist einfach und ganz klar: Nein!
[… aber psst: es ist ziemlich cool eins zu haben!]
Kakteenpflege - Kakteenaussaat und Tipps von Ulrich Haage
Was brauchst du für die Aussaat von Kakteen oder anderen Sukkulenten?
- Saatgut
- Erde
- Aussaatgefäß, z. B. eine Schale, oder kleine Töpfchen
- Etiketten + Stift
- Abdeckmaterial – z. B. Quarzkies, Abdeckvlies
Werkzeuge und Hilfsmittel
Hilfreich ist eine Schaufel in der passenden Breite zum Aussaatgefäß, sie macht die Arbeit erheblich leichter.
Etwas zum andrücken der Erde, zum Beispiel ein glattes Brettchen oder eine Streichholzschachtel.
Zum Anfeuchten der Erde eine Schale mit Wasser. Alternativ hilft eine Ballbrause oder eine Gewächshausgießkanne mit ganz feiner Brause.
Wer seine Aussaat mit einem Beizmittel schützen möchte – der braucht auch das – optional.
Standort für die Sämlinge
Damit alles glattläuft: erst alles für die Aussaat vorbereiten und bereitstellen. Dazu gehört auch die Frage: wo sollen die Aussaatgefäße danach stehen? Der Standort sollte hell und frei von Zugluft sein. Die Temperatur liegt im Idealfall konstant um die 22-24° C.
Alles am Start? Dann kann’s mit der Kakteenaussaat losgehen!
Und jetzt: Kakteenaussaat der Reihe nach!
- Aussaatgefäß mit Aussaaterde füllen. Wir verwenden Aussaaterde für Kakteen, oder einfach unsere Kakteenerde 01. Da die Sämlinge nur eine begrenzte Zeit in der Erde wachsen genügt sogar eine Substratdicke von 2 bis 3 cm
- Erde mit einem Brettchen leicht andrücken
- Aussähen – dazu das offene Samentütchen zwischen Daumen und Mittelfinger waagerecht über das Aussaatgefäß halten. Mit dem Zeigefinger leicht auf das Tütchen klopfen damit der Samen langsam und möglichst einzeln herauskullern kann. Die Samenkörner sollen möglichst gleichmäßig auf der Oberfläche im Gefäß verteilt sein. Wenn mal ein paar mehr Körnchen zusammen „abgesprungen“ sind, dann ist das kein Beinbruch – nur „Haufenbildung“ solltest du vermeiden. Sehr große Samen (bei manchen anderen Sukkulenten), oder Samen mit speziellen Anforderungen kannst du auch mit den Fingern, oder sogar mit einer Pinzette direkt stecken. So wollen Samen von Pachypodium beispielsweise mit der Rundung nach unten in die Erde gesteckt werden. Und: Vorsicht mit der Pinzette: Samenkörner haben oft eine harte Schale, sind aber mit wenig Kraft schnell zerdrückt. Jetzt werden die Samenkörnchen noch einmal ganz leicht angedrückt, damit sie guten Kontakt zur Erde haben
- Das Aussaatgefäß dünn mit Quarzkies abstreuen. Dünn bedeutet: nur ein bis zwei Korn stark. Der Quarzkies hat eine ganze Reihe Vorteile: er lässt das Licht durch, schirmt zu viel davon ab, die Feuchtigkeit wird im Boden gehalten, zu viel Wasser kann aber problemlos verdunsten, wenn es versehentlich zu heiß wird, kann die Luft hier problemlos zirkulieren, unter Glas oder Vlies bildet sich in der direkten Sonne binnen weniger Minuten ein Hitzestau und die kleine Sämlinge verbrennen.
Alternativen zur Abdeckung mit Quarzkies: Abdeckvlies oder passend geschnittene Glasscheiben (veralgen leicht, Verletzungsgefahr, Überhitzungsgefahr) - Etiketten beschriften
Das steht auf unserem Etikett:
– Aussaatnummer (der Verweis auf das Aussaatbuch, bei uns eine Datenbank, hier können wir alle Informationen nachschlagen)
– Name (Gattung und Art)
– Feldnummer und Standort – soweit angegeben halten wir die Informationen zur Heimat der Sämlinge fest
– Herkunft und Menge der ausgesäten Samen - Aussaatschale in der Wasserwanne für ca. 30 Minuten mit Wasser vollsaugen lassen, danach abtropfen lassen und an den endgültigen Standort stellen
Die Reihenfolge der einzelnen Schritte bei der Kakteenaussaat lässt sich an manchen Stellen ändern. So könnte ich die Etiketten auch vor der Aussaat stecken.
Auch bei uns hat jeder Mitarbeiter seinen persönlichen Ablauf entwickelt. Probier einfach mal aus, welche Reihenfolge für dich am besten funktioniert. Wir schreiben alle unsere Etiketten, bevor die Aussaat beginnt. Manchmal haben wir die Saatschalen schon getaucht und säen auf die feuchte Erde – das ist nicht in Stein gemeißelt.
Da war noch was mit günstigen seltenen Pflanzen für deine Sammlung …
Stimmt – und auch das ist kein Zauberwerk. Ein paar Körnchen Saatgut kosten meist nur ein Bruchteil einer Jungpflanze. Und gerade bei den anderen Sukkulenten kannst du binnen kurzer Zeit eine schöne Pflanze heranwachsen sehen. Klar – bei den meisten Kakteen braucht das ein wenig mehr Zeit. Das Saatgutsortiment hat sich in den letzten Jahren sehr verändert – heute gibt es oft auch Samen von echten Raritäten zu kaufen. Und wachsen – das machen unsere Pflanzen ja weitgehend ganz alleine. Wir müssen nur hin und wieder nachsehen.
Auf die Weise bekommst du ganz fix neue Pflanzen in deine Sammlung. Und wenn die Aussaat gut läuft – dann kannst du ja überlegen, überzählige Pflanzen mit anderen zu tauschen.
Ich drück dir beide Daumen!
Und jetzt:
Viel Erfolg bei der Aussaat!
Einfach mal machen! Probier es mal aus! Es ist eine Mordsfreude, wenn du zum ersten Mal deine winzigen Sämlinge aus der Erde kommen siehst!
Hast du noch Fragen zur Kakteenaussaat?
- per Mail an Studio@CactusPodcast.de
- in der FB CactusPodcast Community https://www.facebook.com/groups/4080401532000332/
- Kommentare direkt hier im cactusblog.de
-
deine Bewertung auf iTunes – das wäre mir ein inneres Maximal-Blümchenpflücken!
Shownotes:
Du willst mehr wissen / haben / hören?
- Hier ist das komplette Saatgutsortiment bei Kakteen-Haage
- unsere Aussaatschale aus Styropor – hält die kleinen Sämlinge schön warm – wir schwören darauf
- die passende Kakteenerde zur Aussaat
- zum Abdecken empfehlen wir Quarzkies (oder Sand) gewaschen – eine Alternative: Abdeckvlies – wir setzen aber lieber auf Quarzkies – die drastischen Gründe hast du dir sicher schon angehört
- Stecketiketten Größe 80 x 13 mm oder etwas größer in den Maßen 100 x 16 mm – dazu der passende Gärtner-Etikettenstift wasserfest und lichtecht. Ein weicher Bleistift tut es übrigens auch.
- Beizmittel – früher wurden hier sehr giftige Materialien eingesetzt, um den gefürchteten Aussaatpilz zu bekämpfen. Wir haben heute ein biologisches Beizmittel bei dem winzige Mikroorganismen im Boden die Pilze von der Aussaat fernhalten: seedpro TB – biologisches Trockenbeizmittel
- brauchst du noch Hilfe bei der Aussaat? Aus unserem Archiv haben wie noch eine Aussaatanleitung gezaubert – das ist übrigens kein Retro-Look – die guten Stücke sind tatsächlich aus tiefer DDR-Zeit, 35 bis 40 Jahre alt und liegen schon wieder voll im Trend
- wenn du noch mehr Hintergrundwissen zum Thema Aussaat und andere Vermehrungstechniken haben möchtest – hier die die Bibel dafür: Kawollek – Alles über Pflanzenvermehrung
Mehr zum Thema Aussaat im CactusPodcast
- CactusPodcast 007 – Aussaat – CactusBasics
weitere Interviews im CactusPodcast:
- CP005 – Emily Cox – Mrs Echeveria
- CP012 – Lothar Bodingbauer über Kakteenerde – Teil 1
- CP013 – Lothar Bodingbauer über Kakteenerde – Teil 2
- CP021 – Georg Schwarz über Kunststofftöpfe für Kakteen
Über den Autor
im Podcast seit 2019
Blogger seit 2005,
Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685
Trackbacks/Pingbacks