Notstand: Platzmangel in der Sammlung
Da ist die Kakteensammlung über Jahre gewachsen – und geht längst über alle Fensterbretter hinaus. Die Garage ist auf Dauer auch keine Lösung – und Treppenhaus geht auch nicht mehr? Dann ist ein Gewächshaus eine hervorragende Ergänzung zur Kultur in Hof und Garten.
Richtig konzipiert bietet ein Gewächshaus eine warme, kontrollierbare Umgebung. Dort können Pflanzen wachsen und unabhängig vom Wetter gedeihen. On Top kann es ein angenehmer Ort sein, für die Freizeit, den Kaffee am Morgen oder einen Tee am Nachmittag zu genießen.
Woher nehmen?
Die einfachste Methode: ein Gewächshaus kaufen, liefern und aufbauen lassen. Ganz easy!
Allein: dabei fehlte mir der Fun-Faktor – und etwas Kleingeld.
Ich tendiere eher zum selbst bauen, entweder aus einem Bausatz mit Anleitungen – oder, ganz knackig komplett selbst austüfteln und aufbauen. Im letzteren Fall steckt dann viel Grips und Schweiß drin – aber dann ist es tatsächlich mein ganz eigenes Gewächshaus – und ich kann alle meine Wünsche berücksichtigen. Das ist viel Lohn für die Arbeit.
Hier kommen Tipps für den Bau eines perfekten Gewächshauses.
Die richtige Bauart
Wer an Gewächshaus denkt, hat vermutlich ein traditionelles Gewächshaus vor dem geistigen Auge – vielleicht nicht ganz ein solch prunkvoller Bau wie dieses historische Schätzchen hier:
(das ist übrigens das mit Abstand am häufigsten gepinnte Bild in meinem Pinterest Account).
Dabei gibt es die unterschiedlichste Bauarten von Gewächshäusern. Auf Pinterest gibt es eine große Auswahl an verschiedenen Bauformen, aus denen man auswählen kann.
Es gibt die einfachen kleinen Häuschen die fast wie glashelle, eigenständige Schuppen aussehen. Diese Bauform gibt es in vielen verschiedenen Größen. Die Gewächshausanlagen im Profi-Bereich haben übrigens eine ähnliche Bauart und erstrecken sich manchmal über mehrere zehntausend Quadratmeter.
Andere Gewächshäuser sind direkt an das Haus angebaut – die sogenannten Anlehngewächshäuser. Diese Bauform ist den typischen Wintergärten sehr ähnlich.
Bei der richtigen Planung eines Gewächshaus gilt es, einige Dinge zu beachten. Die Wahl der passenden Bauform ist der erste Schritt.
- ein einzeln stehendes Gewächshaus besticht meist durch niedrigere Baukosten und ist flexibler in der Aufstellung
- das Anlehngewächshaus kann oft direkt vom Haus betreten werden und lässt sich ggf. auch durch die Heizung des Hauses beheizen. Der Hausanschluss ist etwas aufwändiger und kostet mehr.
Vor dem Bau kommt das Werkzeug
Ein Satz meines Großvaters hat mich geprägt: „Ein Handwerker ohne gutes Werkzeug ist Nichts.“
Der Standard-Werkzeugkasten aus der Garage wird kaum für den Bau eines Gewächshauses ausreichen. Wenn ich etwas robustes und zuverlässiges bauen will, dann brauche ich leistungsfähiges Werkzeug – zu oft bin ich schon mit vermeintlich günstigem „Spielzeug“ auf die Nase gefallen. Screwfix gibt dazu einfache Tipps: wer professionelle Ergebnisse erzielen möchte, der braucht die richtigen Elektrowerkzeug. Für’s erste genügt eine guten Bohrmaschine. Meine schlichte blaue Bosch-Bohrmaschine ist vielseitig und begleitet mich schon seit vielen Jahren.1
Das richtige Baumaterial
Für den Bau eines Gewächshauses gibt es viele verschiedene Materialien.
- Der Rohbau kann traditionell aus Holz bestehen – das ist günstig, leicht und einfach zu bearbeiten. Wird gutes Holz gewählt (z. B. Lärche), dann kann die Konstruktion locker 20 bis 40 Jahre überdauern.
- nahezu für die Ewigkeit sind die heute häufig verwendeten Aluminium Profile gefertigt
- Lange Jahre wurde für die Konstruktion großer Gewächshäuser Stahl verwendet, das hohe Eigengewicht und die Gefahr von Kältebrücken macht das Material heute nur noch wenig attraktiv.
- Früher bestand die Außenhaut meist aus Glas (darum auch Glashaus) – die Nachteile liegen auf der Hand: schwer, hohe Bruchgefahr, geringe Wärmedämmung.
- Die meisten Gewächshäuser haben heute Dach und Wand aus Kunststoff. Im einfachen Fall einfache Acryl-Platten.
- Besser sind sogenannte Doppelsteg- oder Hohlkammerplatten die deutlich stabiler sind, ggf. sogar vor Hagel schützen und die Heizkosten deutlich senken können.
Welches Material ist das richtige? Es lohnt sich, einige Gedanken darüber machen. Das heimische Klima, die Bedürfnisse der Pflanzen und natürlich der persönlichen Stil (möchte ich aus dem Gewächshaus den Blick nach draußen genießen können?) spielt bei der Entscheidung eine große Rolle.
#RTFM – Bauanleitung lesen hilft enorm
Für Bauwillige mit dem richtigen Händchen gibt es online eine Menge Bauplänen zu entdecken. Auf heimwerker.de finden sich einige ziemlich detaillierte Anleitungen für die Konstruktion meines ganz persönlichen Gewächshauses.
Einen Grundsatz habe ich beim bauen gelernt: „no net hudla!“ wie der Schwabe sagt – oder hochdeutsch: Anleitung genau lesen und befolgen. Das lässt viele Fehler vermeiden.
Wer sich für ein Gewächshaus Out of the Box – einen Baukasten – entschieden hat, findet alle Materialien und eine Schritt-für-Schritt-Anweisungen, die man zum Bau seines perfekten Gewächshauses benötigt.
Tüftler, die ihr Gewächshaus selbst entwerfen, sollte bei der Materialzusammenstellung auf Verträglichkeit achten2, damit das Haus stabil wird.
Heizung vs. Lüftung
Eine Stunde im Sommer im kleinen Gewächshaus kann eindrücklich sein. Es wird richtig warm. Bei uns sind das manchmal 50-70° C. Darum ist neben der Heizung die Belüftung ebenso wichtig.
Einzelne Platten im Dach und in der Seitenwand lassen sich öffnen, damit die heiße und feuchte Luft gegen frische und kühle Luft getauscht werden kann. Automatische Lüfter die bei steigenden Temperaturen die Fenster öffnen helfen enorm und schonen die Nerven.
Göttlicher Abschluß – oder Anfang?
Nachdem mich das Thema Gewächshaus in den letzen Monaten sehr intensiv umgetrieben hat, fand es nun einen himmlischen Abschluß. Ende April wurde die Landesgartenschau in Apolda eröffnet. Gemeinsam mit dem Schirmherrn – dem Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow – war ich in dem weitläufigen Gelände unterwegs. In den Themengärten gab es einiges zu entdecken. Selbst strickende Riesensocken, ein Steingarten der das Prädikat ‚Schön‘ verdient, ein gut gestalteter Wassergarten, ein Garten mit großer Terrasse an der alle nur denkbaren technische Spielereien versteckt sind, die Klimatisierung ohne aufzustehen zulässt – und es gab einen längeren Stop im Musikgarten – in dem auch ein Echinocactus grusonii von uns am Klavier sitzt.
Der Rundgang endete in ‚Gottes Gartenhaus‘, der Kirche auf der Landesgartenschau. Ein ziemlich ungewöhnliches Gewächshaus: gebaut in Kreuzform im viktorianischen Stil.
Hier gibt es noch weitere Artikel zum Thema Gewächshaus:
- Baustelle Gewächshaus – Sanierungsgeschichte für ein hundertjähriges Gewächshaus
- Neues Foliedach – so funktioniert Gewächshausdach im Profi-Gartenbau
- Dach abdichten – wenn es mal zu feucht wird im Gewächshaus
- Geschichte der Gewächshausheizung – ein Überblick über die Möglichkeiten der Beheizung
Und jetzt viel Freude beim Gewächshaus planen, bauen – oder einfach erstmal nur davon träumen!
- Für diesen Artikel habe ich ein kleines Honorar bekommen, meine Bohrmaschine mag ich auch gänzlich honorarfrei [↩]
- Kältebrücken, Lochfraß bei Aluminium und Metall [↩]
Über den Autor
im Podcast seit 2019
Blogger seit 2005,
Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685