Ich bin unterwegs an die Nordsee – die Bahn rast durch den Schnee – die Fahrt zum Bahnhof war etwas wüst. An jeder Ampel ein wildes Gerutsche.
Dank 25 Minuten Verspätung der Bahn komme ich richtig entspannt in meinen ersten Zug.
Die Regionalbahn ist gut voll, ich bin glücklich, einen Sitzplatz zu haben. Zugleich plagt mich ein schlechtes Gewissen; der Papa der neben mir muß bei seinem Kind stehen.
Die Menschen scheinen heute die Eigenschaft nicht mehr zu pflegen, bei Stress oder Not zusammenzurücken, einander zu unterstützen, oder zumindest Verständnis zu zeigen. Dafür sehe ich entnervte Blicke und verleierte Augen über quengelnde Kinder. „Die müssen doch jetzt nicht in den Ski-Urlaub fahren, die Eltern wissen doch, was auf der Bahn los ist.“
Das ist ein bisschen sympthomatisch für unsere Zeit. Wie schön wäre es, wenn wir gemeinsam in eine Richtung zögen, wenn hier im Zug alle zusammenzurücken, Plätze teilen, oder uns gegeseitig ein Lächeln schenken. Ein entspanntes, freudvolles reisen in Gemeinschaft. Illusion?
Nö, es kostet inzwischen etwas Überwindung, aber es ist toll.
Und es ist doch noch ein weihnachtlicher Gedanke für mich: reisen geht auch im stehen sehr gut. Papa und Kind können sich auch eine Weile hinsetzen.
In diesem Sinne gesegnete Feiertage allen – und alles Gute für 2011.
P. S. Zum Thema Verspätung, entnervt sein und Bahn: seit heute früh bin ich nur freundlichen und entspannten Bahnmitarbeitern begegnet.
Alle meine Züge seit heute morgen hatten Verspätung. Mein ICE, der mich nach Bremen bringen sollte endet heute schon in Hannover. Das Ergebnis der Summe aller Verspätung wird voraussichtlich ein Paradoxum werden. Aufgrund der Verspätung werde ich wahrscheinlich früher ankommen, als ursprünglich geplant.
Ein Hoch auf die vielgescholtene Deutsche Bahn!
Über den Autor
im Podcast seit 2019
Blogger seit 2005,
Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685
So schwarz sollte man es auch nicht sehen, es gibt immer wieder nette und freundliche Menschen, die hilfsbereit und zuvorkommend sind, die sind aber mit Sicherheit nicht in der Überzahl, kenne das aus eigener Erfahrung da ich die letzten Wochen nach einer OP auf Krücken unterwegs war, da erlebt man so einiges,…. im negativen aber auch im positiven!
JA es könnte doch alles so einfach sei wenn man gewilllt wäre andere so zu behandeln wie man selbst behandelt werden will, vielleicht sehe ich das ja zu schwarz aber die Hoffnung habe ich aufgegeben!!
Naja ich gebe dir da schon Recht, jeder könnte dazu beitragen, die meisten machens nur nicht, aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben und selbst mit gutem Beispiel voran gehen 😉
Danke Lena.
Ich kenne dieses „graue Bild“, darum habe ich mich einfach die positive Tendenz gefreut – und ganz bewusst dazu beigetragen – weil ich nicht glaube, dass unsere Zeit unfreundlich ist – wir haben es selbst in der Hand, jeder einzelne von uns
🙂
Also ich kenne es auch eher so das da niemand Platz macht oder hilfsbereit ist oder freundlich, was ich sehr schade finde aber was mir in letzter Zeit immer mehr auffällt ist, das junge Menschen viel hilfsbereiter und freundlicher sind als es immer behauptet wird, im Gegensatz dazu hört man von älteren Generationen in solchen Situationen wie die die du beschreibst weder freundliche Worte noch Hilfsbereitschaft, ganz im Gegenteil…. meist sehr unfreundlich aber so ist unsre Zeit eben!
Ich kann mir gut vorstellen, wie es bei Dir im Zug ausgesehen hat. Bei mir war es seltsamerweise andersrum. Ich war positiv überrascht, wie sehr die Leute nett zueinander waren und sich gegenseitig Plätze angeboten haben. Ich war im IC zwischen Berlin und Köln unterwegs. Ich hatte das Gefühl, dass alle Fahrgäste, selbst die, die stehen musste, froh waren, dass sie überhaupt irgendwie von A nach B kommen. Viele haben sich frohe Weihnachten gewünscht, sind für ältere aufgestanden und es gab kaum genervte Blicke. Wenn man dann so durch eine verschneite Winterlandschaft fährt, kommt sogar trotz vollem Zug un wenig Sauerstoff schon unterwegs ein wenig Weihnachtsstimmung auf. 🙂