Sightseeing in Rotterdam
Nach einem ganzen Tag Kakteengewächshäuser anschauen darf man etwas Pflastermüde sein. Wie schön, das die niederländischen Großstädte zwar eng sind. Mit etwas Mut kann man auch dort mit größerem Wagen im Zentrum parken. Erste Station war der alte Delfter Hafen. Hier gab es alles was zu Holland gehört.
Windmühlen, unzählige Fahräder, Hubbrücken, Käse, Fisch, Wasser, Schiffe, schnuckelige kleine Häuser. Dazu hatte der Regen rechtzeitig aufgehört, die Sonne schien ganz wunderbar, eine gute Gelegenheit, einfach auf dem Brückenkopf mal die Beine baumeln zu lassen.
Der restliche Ausflug ins Stadtzentrum blieb dann aber auf Rädern statt per pedes. Macht auch Sinn, denn allein die vielen beeindruckenden Dingen, die es zu sehen gibt. So blieb mein Auge an einem wunderlichen gelben Bus hängen. Eigentlich war es nur die Heckpartie, die mich an etwas russisches erinnerte. Es dauerte eine Weile, bis mir die Ponton-Fähren in den Sinn kamen. Wenig später trullerte der Bus über die Erasmusbrücke und da machte es klick – ein Amphibienbus – bestimmt planschen die damit in der Maas, oder im Hafen herum. Google hilft: Splashtours heißt der Veranstalter und für knapp 15 Euro kann man in Rotterdam mit dem Bus schwimmen gehen. So siehts aus:
httpv://www.youtube.com/watch?v=CLr-q6yJ4m0
Stichwort Brücke: bevor auch der Kaktusbus über die große Erasmusbrücke rollte gab es noch einen Stop an der beeindruckenden Kulisse alten stillgelegten Eisenbahnhubbrücke die früher die Nord-Süd Verbindung über die Neue Maas sicherstellte.
Kakteen: dicke, große, alte!
Der nächste Morgen begann in aller Frühe mit reichlich Kakteen und seltenen Sukkulenten. Diesmal nicht nur kleine Pflanzen, sondern auch einige von bereits ausgewachsenem Kaliber. Besonders hervorzuheben sind hier die alten Baobabs, von denen ich natürlich nicht die Finger lassen konnte. Knorrige, reichlich verzweigte Pflanzen mit feinen jungen Austrieben. Ebenso feine Austriebe zeigen Operculicaria. Mit ihren tiefen Wurzeln werden wir diese möglicherweise erst im Frühjahr anbieten. Auch die schönen Euphorbia bupleurifolia wird es in Kürze wieder geben. Von meiner persönlichen Lieblingspflanze – Dioscorea elephantipes habe ich ausreichend mitgebracht. Darunter auch einige Exemplare die schon die typische Schildkrötenform zeigen. Auf eine ganz spezielle monstose Form von Mammillaria painteri wurde ich noch hingewiesen – sind auch ins Auto gehüpft. Gemeinsam mit schicken Cyphostemma (Cissus) juttae, dicken Pachypodium bispinosum, kleineren Pachypodium namaquanum und besonders schönen Adenium obesum.
Feuchtgebiete
Die letzte Station meines Kurztrips war speziell. Im Vergleich zur vorher besuchten, picobello aufgeräumten Gärtnerei, eher als kreatives Chaos zu bezeichnen. In einem ehemaligen Produktionsgewächshaus für Gemüse ist eine Mischung aus Möbelhaus, Gartencenter, Trophäenverkauf, Minidschungel und Warenlager entstanden.
Gut 90 % der Fläche namen Pflanzenvorräte (Palmen, Yucca, Palmfarne und diverse andere Pflanzen) ein. Die meisten Pflanzen haben früher einmal sehr attraktiv ausgesehen, Meister Wilhelm würde es vermutlich so formulieren: „einige waren tatsächlich im Stande des Heils“. Der Herr, der mich durch die Anlage begleitete schaute die Calibanus vorwurfsvoll an, weil sie in der Morast-artigen Erde partout keine Wurzeln machen wollten. Auf meinen Blick zur Flächenberegnungsanlage reagierte er, als hätte er diese und die wassergefüllten Untersetzer unter den Töpfen just zum ersten Mal gesehen. Entweder war man sich hier über die Frage der Pflegebedürfnisse unsicher, oder hatte sich einfach noch nicht die Mühe gemacht, die Bombax ellipticum und Calibanus hookeri in nicht beregnete Bereiche zu bringen.
Bei der Gelegenheit einige Informationen über Calibanus hookeri.
Dem kleinen Dschungel tat die kontinuierliche Beregnung hingegen sehr gut, alles grünt uns sprießt und wirkt richtig „dschungelig“. Tatsächlich hatte ich schon nach wenigen Schritten den Sichtkontakt zur Gewächshausumwelt verloren.
Trotz der großen Zahl an verfügbaren Pflanzen habe ich diesen Ort nur mit verhältnismässig wenig Jagdbeute verlassen. Einerseits musste ich nach den letzten schönen Pflanzen gründlich suchen. Und die meisten der zuvor noch telefonisch angepriesenen Arten waren nicht vorhanden, oder schlicht bereits tot. Deswegen zwar ein etwas enttäuschendes Einkaufserlebnis – aber wie immer hat jedes Ding auch sein Gutes. Beim Laden hatte ich nicht die sonst für die letzte Station typischen Probleme, die letzten Pflanzen im Bus unterzubrigen.
Nun bin ich gespannt, ob wir mit unserer Kakteenerde und etwas weniger Wasser auch bei den Bombax ellipticum und Calibanus hookeri Wurzeln hervorlocken können.
Über den Autor
im Podcast seit 2019
Blogger seit 2005,
Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685
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