Da war es doch bislang beschaulich. In der Millionenstadt Bangkok.

Und jetzt Betriebsamkeit, fast schon Urlaubsstress.
Ich bin doch hier in einem Land, dass eigentlich doch nur aus Landschaft besteht. Landschaft zum verlieben. Meine Kamera hat inzwischen den selben Husten. Den, den ich schon hierher mitgebracht habe – und beim besten Willen nicht loswerde.
Unendlich viel zu sehen, staunen und einfach still bewundern. Das sind gar nicht so sehr die Sehenswürdigkeiten – es ist einfach das Land.

Wunderschön!

Ich bin mit meiner Lieblingstochter Maria unterwegs, sie in Hamilton Au-Pair – und ich Papa auf Besuch. Wie cool, dass sie ein paar Tage frei hat und mir ‚ihr‘ Land zeigt.

Anders als in Thailand komme ich kaum dazu, mein Reisetagebuch zu führen, Maria hat die Tage für uns voll durchgeplant.

Erster Tag

Auckland – zum Warmwerden ein bisschen Großstadt. Wir gucken und probieren Cafés.
Schwärmend sitzen wir im stundenlang in der Sonne im ‚Federal and Wolfe1 und erzählen.

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Der Kaffee ist gut, die Speisen nicht nur schön anzusehen, sondern schmecken auch noch richtig lecker. Hier ist ein Profi in der Küche.
Abends treffen wir uns mit Marias Gasteltern in Hamilton. Es ist sehr amerikanisch hier.
Die angenehm optimierten, aber auch standardisierten Wohnsiedlungen die allen gewünschen Comfort liefern und auch noch ein gewisses Maß an Individualität. Spätestens seit ‚Edward Scissorhands‘ sehe ich wohnen und leben – so wie ich es darf – als ein großes Geschenk. Und irgendwie nimmt das wohnen auch Einfluß auf das Leben. Der Vergleich ist allgegenwärtig. Mir nähme es die Luft. Luxus hin oder her.
Und zugleich: atemberaubende Sonnenuntergänge.

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Zweiter Tag

Tauranga – ich habe beim landen das Wasser rund um die Inseln gesehen. Kein Wunder, ein bisschen Autofahren – und schon sind wir an der Küste. Pazifik. Rückwärtsgang rein. Wieder Pazifik.
Das wiederum – finde ich komisch. In Amerika ist klar – auf der einen Seite Atlantik und wenn ich auf der anderen Seite bin, dann Pazifik. Hier ist überall Pazifik – im Osten wie im Westen. Wir fahren also an den Beach.
Schön: direkt am Strand stehen Berge. Hier Mount Maunganui.
Ach ja. Die Sprache. Auch wenn hier meist englisch gesprochen wird. Die Ureinwohner, die Maori erscheinen hier nicht als verdrängte Minderheit.

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Ihre Namen bezeichnen das Land – soweit ich das erlebt habe – überall. Und es ist ein Miteinander – auch die europäischen Einwanderer sind stolz auf ‚ihre‘ Maori Traditionen.2.
Ich genieße die Sonne, gucke das Meer an, die Gleitschirme die die scheinbar unendlichen Aufwinde nutzen, Möven, Angler, Touristen, Kinder – nur zum baden bin ich zu müde, Fuß in den Pazifik hängen muß aber sein.

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Dann ein kurzer Aufstieg auf den Berg. Wunderbare Aussicht. Und dann suche ich Maria. Wir treffen uns zum Essen – wie es der Zufall will – nein! Mexikanisch – und auch hier lecker!

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Dritter Tag

Rotorua – wir fahren wieder ein Stück durchs Land und fallen verhungert und spät zum Breakfast im Fat Dogs Café ein. Dort gibt es Burger die man nur vom Spieß knabbern kann. Übernachtung dann im Crash Palace Backpackers offenkundig ziemlich legendärer Laden mit einigen auch ‚besonderen‘ Sukkulenten im Garten. Es ist zwar verboten, eine eigene Flasche Rotwein im Rucksack mitzubringen – immerhin kann man günstig eine Shisha leihen.
Ich tappe spät abends ins nahe gelegene Polynesian Spa und bin auch hier beeindruckt. Heiße, radioaktive Mineralquellen mit hohem Schwefelgehalt – das hilft garantiert gegen Husten. Es ist kurz vor Feierabend und die vielen Becken sind fast ausschließlich chinesisch besetzt. Heiß ist es, da habe ich kaum ein Auge für die wunderbare Vulkanlandschaft, die sich hiesige Gärtnerkollegen ausgetüftelt haben. Kurz vor elf wandere ich müde durch die Nacht zurück ins Hostel. Barfuß, auch wenn es kalt ist. Die Hitze ist glüht noch nach.

Vierter Tag

Te Puia,3 – wir sitzen auf dem Vulkan – gerade mal fünf Meter stark ist die Erdkruste an ihrer dünnsten Stelle hier, heiß kann das werden, da bekommt eine Schachtgenehmigung eine ganz andere Bedeutung.

Wir sind in einem Maori Dorf gleich um die Ecke. Um den Pohutu Geysir zu sehen. Glückspilze wie wird sind landen wir ausgerechnet in einer Guide-Prüfung. Unglaublich, was der Mann über sein Heimatland zu erzählen weiß. Nicht nur Fakten, es ist ungemein witzig wie er seine Geschichten erzählt. Wir wandern auf dem warmen Boden aus dem überall heißer Dampf hervorquillt.

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Stundenlang laufen wir durch einen rauchenden Wald, in dem übrigens auch eine der neuseeländischen Wappenpflanzen – Manuka4 wächst. Sie gehört zu den wenigen Pflanzen, die in der Lage ist, in dem teilweise kochend heißen Boden zu überleben. Wie? Flachwurzler – so unglaublich das klingt. Wir sind zeitweise völlig allein in einem ursprünglichen Regenwald in dem die Baumfarne (Dickinsonia) meterlang von Flechten und Orchideen behangen sind. Still ist es hier nicht – und doch fühlt es sich schlagartig ganz anders an.

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Es geht weiter in den nächsten Wald. Gigantische Redwoods wachsen am Rande von Rotorua. Bäume die uns schweigend machen. Da braucht es keine Worte.

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Als wir abends zurück nach Hamilton kommen – endlich angemessen Lammparty. Spareribs vom Lamm mit ziemlich Ingwerlastigem Gemüse dazu. Lecker.

Und es gab noch mehr zu erleben:

Waitomo – Ruakuri Cave und Glowworm Grotto, Mongolian BBQ @ Genghis Khan
Hamilton – a day off.

  1. habe ich Nachts um halb vier recherchiert, ein Gutes soll Jetlag doch auch haben []
  2. Insider mögen darüber vielleicht anderes wissen, für mich erscheint das Land ethnologisch ziemlich wenig gespalten []
  3. direkt vor den Toren von Rotorua, vollständig:  Te Whakarewarewatanga O Te Ope Taua A Wahiao, was grob Versammlungsplatz vor der Schlacht bedeutet, Heerschau in unseren Breiten genannt []
  4. Leptospermum scoparium, die Südseemyrthe, die den wunderbaren neuseeländischen Honig liefern []

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