Die Staudengärtner haben etwas geschafft, was mir schon seit längerem im Kopf rumgeistert. Die Staudengärtner haben eine allgemeingültige Nomenklatur veröffentlicht. Einschränkungen gibt es immer, die Nomenklatur folgt in erster Linie gärtnerischen Aspekten und wird erst in zweiter Linie den letzten wissenschaftlichen Erkenntnissen unterworfen sein. Das für mich revolutionäre und erstrebenswerte ist die Einigung auf einen einheitlichen Umgang mit botanischen Namen – und das täte uns in den Kakteen ebenfalls sehr wohl. Ich glaube nicht an ein dogmatisches System vom Stamme „MUSS“. So sehe ich die Handelsnomenklatur auch mehr als ein Angebot, ein Werkzeug gemeinsam zu nutzen, zum Einsatz gezwungen werden kann sicher niemand. So betrachte ich die Handelsnomenklatur bei den Stauden mehr als ein Angebot, ein Werkzeug gemeinsam zu nutzen, zum Einsatz gezwungen werden kann sicher niemand, das kann auch gar nicht Sinn der Sache sein.
Die Staudengärtner verfolgen mit ihrer Namensreform durchaus hehere Ziele:
- Übernahme von botanischen Neuzuordnungen
- Einheitliche Schreibweise von Artnamen die bislang unterschiedlich geschrieben wurden – z. B. Saxifraga x arendsii, S. Arendsii-Hybride, S.Arendsii Gruppe
- Ausschliessen von Mehrfachbezeichnungen und anderen Verwirrungen bei Staudensorten
Im Vorfeld mussten dazu Synonyme erfasst und in Verbindung gebracht werden – eine akribische Detektivarbeit ist dazu nötig.1 Bei den Stauden kommen erschwerend die unzähligen deutschen Bezeichnungen was die Zahl der Namen je nach Region auf das drei- bis vierfache ansteigen lassen dürfte. Dazu noch das ambitionierte Ziel, eine Nomenklatur zu schaffen, die für lange Zeit konstant bleiben soll.
Interessant finde ich an der Vorgehensweise:
- die neue Nomenklatur orientiert sich an den wissenschaftlichen Erkenntnissen
- Neuzuordnungen werden erst nach einer angemessenen Übergangsfrist eingeführt, wenn diese sinnvoll erscheinen2
- die Handelsnomenklatur orientiert sich am „Zander“3
- in der Nomenklatur finden sich auch die „alten Namen“ als Synonym mit dem Hinweis auf den derzeit gültigen Namen – das erleichtert die Umstellung erheblich
- bei manchen Sorten wurde ein ‚x‘ vorangestellt um kenntlich zu machen dass es sich um eine Einkreuzung anderer Arten in eine bestehende Art handelt – ob das syntaktisch korrekt ist weiß ich nicht
- bei manchen Sorten wurde die Art ergänzt um die Pflanzeneigenschaften deutlich zu machen und die vielen neuen Sorten einordnen zu können
Verständlich ist für mich eine Aussage der Autoren über die neue Nomenklatur:
Sie wurden nach bestem Wissen und wohl überlegter Abwägung getroffen.
Mehr bei den Staudengärtnern
Zum Thema Kakteen folgt ein zweiter Teil…
- auch ich bin gern mal über mehrere Stunden auf der Suche nach dem Ursprung eines zweifelhaften Kakteennamens [↩]
- das muss eigentlich eine ständige Kommission nach sich ziehen, die alle korrekt publizierten Änderungen der Nomenklatur registriert und unter der Sichtweise der Handelsnomenklatur bewertet und entsprechend übernimmt, oder verwirft. [↩]
- für die meisten Bereiche im deutschen Gartenbau gilt der „Zander“ als das allgemein anerkannten Handbuch für botanische Namen – es werden dort auch viele Kakteen geführt, man orientiert sich dort an der Nomenklatur nach Anderson/Eggli, allerdings ist der Bereich Kakteen nicht umfassend und für mich daher kein Referenzwerk im Bereich der Kakteen [↩]
Über den Autor
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... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685
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