Heute Abend war großer Auftrieb in der Empfangshalle des Erfurter Gartenbauausstellung.
Die Zukunft de EGA-Parks steht einmal mehr auf dem Prüfstand. Weniger das Ob, mehr das Wie – hoffentlich! Der Betreiber – die Stadtwerke Erfurt planen, lassen sich aber ungern in die Pläne schauen.
Menschen von Rang und Namen, Erfurter und zugezogene, Anwohner, Angestellte und Berührte saßen artig in den Stuhlreihen und erwarteten Offenbarungen und sich Luft machen zu können.
Aber da kam nix. Wohl wagte sich hie und da ein Mitglied des Aufsichtsrats aus der Deckung. Zitierte gar eine Zeile aus den noch geheimen Konzepte-Ordner. Aber nur schemenhaft lässt sich erkennen, in welche Richtung entschieden werden können soll.
Und reichlich polemisch gehts dabei zu. Nicht nur fraktional – ist doch der amtierende Oberbürgermeister an aller Misere schuld, auch die drei geheimen Konzepte heißen schnell
- knallig, bunter, lauter, teurer Vergnügungspark
- dröges, kinderfeindliches Flächendenkmal
- gesichtsloser, beliebiger mischmasch der alle Traditionen hinter sich lässt
fortan fordert ein jeder: wir finden Gemeinsamkeiten und verbinden das Eine mit dem Anderen. Wenig neues und ich befürchte wenig zielführend, aber durfte man das überhaupt erwarten?
Klargestellt wurde immerhin: es wird keine Freilichtbühne mehr geben in der ich das erste Mal „Das fliegende Auge“ sah, der Kinderspielplatz ist auch für elfjährige Kinder geeignet1, es braucht ein Marketingkonzept für den EGA-Park – ich bin eh dafür meine EGA persönlicher zu finden – und – das war das Schlußwort: es wird weitere Diskussionsrunden geben – aber vermutlich keine klare Information oder Beteiligung der Erfurter an der Eintscheidungsfindung.
Hm. Arbeiten wir an EGA 21? In Stuttgart hat es schließlich auch Jahre gebraucht, um die Bewegung auf den heutigen Pegel zu bekommen.
P. S.
Inzwischen reagieren auch andere Stadtratsfraktionen:
- am 2. 12.2010 lädt die Linke ins Rathaus zur Diskussion
- in den nächsten Tagen soll auch von Seiten der SPD eine Aktion mit Bürgerbeteiligung gestartet werden, ein Termin steht aber noch aus
- ich find ihn auch mit vierzig noch unterhaltsam [↩]
Über den Autor
im Podcast seit 2019
Blogger seit 2005,
Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685
tres faciunt kollegium, wenn ich meinen damaligen Lateinpauker richtig zitiere. Und die letzte Äußerung (U.Haage) ist vom 6. Dezember 2010. Der Weihnachtsmann hat nichts gebracht, für die ega. Und nun: Still ruht der See, die Fischlein schlafen. Und doch, es gab einen Film im MDR, auf den ich gewartet hatte, und von dem ich, wie so viele Zeitzeugen vermutlich, bitter entäuscht wurde. Thema verfehlt! Aber nun hat es der Frühling geschafft, die Wege und Stege zu beleben, incl. der bekannten „Blumen im Revier“, ab und zu strömt mal ein einzelner Besucher über das Gelände, mählich werden es mehr. Neulich soll sogar mal eine ganze Busbesatzung gesichtet worden sein. Erfreulich. Erfreulicher Betrieb ist immer auf dem Kinderspielplatz. Am Rundpavillon wird auch gewerkelt, nachdem er eine Saison sich ausruhen durfte. Erfreulich auch der Miniimbis an der Stelle, an der einst die Zentralgaststätte stand, incl.der Rendezvousbrücke. Lang, lang ists her. Alles ist sauber und ohne Tadel. So weit, so gut. Aber wie soll es weitergehen? Wo bleibt der große Aufbruch, so wie einst, als die Erfurter Bürger mit ihrer Hände Arbeit die iga ins Leben riefen? Man muß ja nicht alles nachmachen, aber wie wäre es mit dem Schlachtruf „EGA 2011“?
Sehr geehrter Herr Guttsche,
auch wenn dieses Blog nicht ausschließlich der ega dezidiert ist, hängt mein Herz wie das vieler anderer Erfurter an diesem speziellen Fleck Erde unserer Stadt.
Ich stimme Ihnen vollkommen zu: es braucht Beteiligung der Bürger.
Wie das Wort Bürgerinitiative sagt: Initiative von den Bürgern – möglicherweise ist die kritische Masse schon erreicht, um eine Bewegung in Gang zu setzen.
Am kommenden Samstag ist eine offene Wanderung über die ega geplant – hoffentlich Raum und Gelegenheit für aktive Bürger in Erfurt. (mehr Details dazu in Kürze)
Ich glaube nach wie vor: noch ist nichts entschieden, oder verloren. Dafür hat sicher das erwachte Auge der Öffentlichkeit beigetragen.
Sehr geehrter Herr Haage, ich verfolge die Diskussion um den EGA Park seit geraumer Zeit und bin der Meinung, dass erhöhter Handlungsbedarf in der Einbeziehung der Erfurter Bürger zum Erhalt dieses Kleinodes unserer Stadt besteht. Wo ist die Bürgerinitiative zur Rettung des EGA Parks.? Stuttgart 21 könnte auch ein Beispiel für Erfurt sein.
Es wäre schön, wenn die ega in Ihrer jetzigen Form erhalten bliebe. Aber das kann ja nicht nur mein frommer Wunsch sein. Es hat sich in den letzten Jahren zwar einiges zur besseren Ausgestaltung der EGA getan, aber das reicht eben nicht um die Zukunft zu sichern. Stattdessen wurden unsinnige Vorstandsposten zur Sicherung der Lebensgrundlage abgewählter Oberhäupter geschaffen, die niemals gerechtfertigt waren und deren Auswirkungen wir heute zu spüren bekommen. Es ist eben ein Unding die EGA wie das Dreibrunnenbad oder die Südschwimmhalle in einen privaten Träger ein zu ordnen und sie damit dem Untergang preis zu geben. Was soll denn noch alles den Bach „runtergehen“?Die EGA gehört in die Verantwortung und Fürsorge der Stadt und da in der Landeshauptstadt gelegen natürlich auch in die des Landes Thüringen. Damit wären erst einmal Prioritäten gesetzt. Ein nächster Gedanke ist die Einbeziehung verschiedener Träger. Wir haben in Erfurt eine Universität mit erziehungswissenschaftlicher Fakultät, wir haben eine Fachhochschule an der Gartenbauspezialisten ausgebildet werden. Wo sind die Magnifizenzen die sich einbringen in das Projekt EGA? Und auf der EGA kann jeder das Jahr in seiner Vegetation verfolgen, was hindert daran interessante Schauen zum Laufen zu bringen, die auch Besucher anlocken. Wo ist der Thüringer Tourismusverband und wie wird er seiner Verantwortung gerecht. Allein von Leserfesten der ZGT und Mieterfestivals der Wohnungsgenossenschaften wird die EGA nicht zu finanzieren sein. Gibt es überhaupt ein Marketingkonzept?
Schwarzmaler, die mit Millionen Minusbeträgen im Jahr jonglieren scheint es in unserer Stadt ja zu Hauf geben. Das rechtfertigt aber noch nicht den Versuch, ob Gerücht oder nicht, Grundstücke am Südhang für wohlbetuchte Investoren zu reservieren und damit die Filetstücke der Stadt zu verhökern. Was beim Espachbad scheiterte soll wohl nun an der EGA festgemacht werden. Von wem dieser Vorschlag auch immer kommt er ist nicht die Lösung des Problems. Er ist das Problem. Kurzsichtig und Klientel bedienend. So war ja auch mal das Schicksal des Nordbades vorgesehen. Das sollte keiner vergessen. Die Flächen einmal verkauft und sie sind unrettbar für die Stadt verloren. Hier muss sich Widerstand rühren.
Insofern ist es Ihnen hoch an zu rechnen dass Sie diesen Blog eingerichtet haben.
Sehr geehrter Herr Roßberg,
danke für Ihre umfangreiche Nachricht.
Noch liegt das Kind nicht im Brunnen – es geht bald weiter – ich habe eine Einladung zu einer weiteren Informationsveranstaltung bekommen: diesmal am Donnerstag, 2. Dezember um 18 Uhr im Rathaus, Raum 009.
Zur ersten Veranstaltung hatte die CDU eingeladen, nun ist es die Linke, die das Thema aufgreift.
Es ist wichtig, das wir Erfurter Bürger uns zu Wort melden!
Sehr geehrter Herr Haage,
Anlaß sind die Gerüchte über eine „Vermarktung“ der ega. Ich, Jahrgang 1927, war zu DDR-Zeiten HA.-Leiter Werbung im VEB Weimar-Kombinat, Mitarbeiter in der RGW-Arbeitsgruppe Kartoffelanbau und Technisch-Organisatorischer Leiter des Industriezweiges Landtechnik der DDR für die Messe in Plovdiv/VR. Bulgarien. Ich weiß also wovon ich spreche, wenn ich sage, mir hat das Herz geblutet wenn wir, meine Frau und ich, beim Spaziergang auf der ega so ziemlich die einzigen Besucher waren. Mir fiel dann immer der Rummel ein, den die Bayern mit der Hervorbringung eines Münchner Kulissenmalers und eines schizophrenen Landesfürsten veranstalten = Neuschwanstein. An Kitsch nicht zu überbieten. Als ich mit einer Mitarbeiterin der hiesigen Werbeagentur sprach bekam ich zur Antwort: „Andere Städte haben auch schöne Gärten.“ Einen derartigen Mitarbeiter hätte ich damals unserer Kaderabteilung zur Disposition gestellt. Es ist aber diese Gleichgültigkeit typisch. Jeden Tag stehen Busse auf dem Domplatz. Den Fahrern neben einer kleinen Aufmerksamkeit eine Konzeption zum ega-Abstecher im Rahmen der Pauschalreisen in die Hand gedrückt, die Busse aufs Gelände fahren lassen, Rentner laufen nicht so weit, das nur als Beispiel. Aktivierung der wunderbaren Freilichtbühne auch gegen den Widerstand der Anwohner, Szenelokale, Blumenbar o. ä. zum Beispiel. Im Winter auf der großen Wiese vor dem MDR eine Spritzeisbahn mit Gunda Niemann als Attraktion. Traditionelle Musikfestspiele in der Art der Dresdener Dixielandtage, Evergreen- und Swingtage mit bekannten Formationen. Der MDR macht es in den Messehallen doch vor. Babelsberg mit seinem Film-Freigelände ist doch längst ein Renner. Filmfirmen haben wir doch auch. Warum stellen die ihr Licht unter den Scheffel?
Wir hatten in meiner Abteilung einen Spruch: Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen. Legen wir endlich unser Grün ab. In Bad Liebenwerda fragte mich eine Kurgtästin: „Erfurt, wo liegt denn das?“ Und ich kämpfe seit Jahren mit den TV-Wetterkartenmenschen darum, dass Erfurt der Mittelpunkt der BRD ist und nicht Kassel. Als Einzelkämpfer hat man da schlechte Karten. Und jetzt stellen wir Überlegungen an, wie wir dieses herrliche Stück Natur so schnell wie möglich verramschen können? Ich habe ähnliches von Planten un Blomen oder der Wilhelma noch nicht gehört. Wann werden wir aus unserem Dornröschenschlaf aufwachen? Wenn es zu spät ist? Ich möchte einen privatwirtschaftlichen Niedergang der ega jedenfalls nicht noch erleben. Nebenbei: Wir hatten unseren Sitz damals in der Halle 10, und die wurde ja schon liquidiert.
Nichts für ungut, Herr Haage, aber seit ich das gehört habe kann ich schlecht schlafen. Zu viel hat meine Generation dort an Lebenszeit investiert.
Mit freundlichen Grüßen, und bleiben Sie gesund.
Lienhard Roßberg
Herzlichen Dank!
Der Denkmalschutz besteht – allerdings liess unser zuständiger Landespfleger durchblicken, dass bereits sehr weitgehende Kompromisse in der Vergangenheit eingegangen wurden, an irgendeinem Punkt der freien Gestaltung sei die (Denkmal-)Schutzwürdigkeit dann nicht mehr gegeben. Andererseits gibt es von Seiten der Denkmalpfleger noch sehr viele Freiräume, unsere ega „im Sinne des Erfinders“ attraktiver zu machen, ohne einen Vergnügungspark daraus werden zu lassen.
Dazu Ideen und Beiträge von den Erfurtern einzuschließen ist mehr als sinnvoll – und voll im Sinne „unserer ega“!
Seit der ersten iga, 1961, habe ich hier gearbeitet, als Aussteller der Industrie, und nun, ein grauenvoller Gedanke: Ein Rummelplatz á la Fantasialand, dröhnende Geräusche („Musik“), Menschenmassen die die Rasenflächen zertrampeln, eventuell auch Hütchenspieler – ich mag mir dieses Inferno nicht vorstellen. Heute noch gepflegte Anlagen, Ruhe, keine Lautsprecherbeschallung, keine Hunde, und morgen? So viel ich weiss steht das ganze Objekt doch unter Denkmalschutz und birgt die letzte Erinnerung an die „Blumenstadt Erfurt“. Außerdem steckt die Arbeit der Bürger Erfurts darin (NAW!). Gleich nach der Wende gab es schon mal so ein verabscheuungswürdiges Projekt: Der Domplatz sollte bebaut werden. Erinnern Sie sich? Das konnte verhindert werden. Und jetzt müssen sich die Erfurter wieder engagieren und es nicht nur den „Freunden des egaParks“ überlassen zu protestieren. Es kann doch nicht sein, dass alles, was uns lieb und teuer ist, verhökert wird. Und wenn es in der obigen Meldung heisst: „… es wird weitere Diskussionsrunden geben – aber vermutlich keine klare Information oder Beteiligung der Erfurter an der Eintscheidungsfindung.“ dann möchte ich dem ganz nachdrücklich widersprechen. Wir wollen UNSERE ega behalten!
Und fordern eine Bürgeriniative.