Die Staudengärtner haben eine eigene Handelsnomenklatur. Sehr schön.
Ich würde mir eine vergleichbare Vereinheitlichung gern auch flächendeckend für die Kakteen wünschen. Einen kleineren Bereich beackere ich gerade selbst (s. u.), nachdem mir klar wurde, wie viel Verwirrung in botanischen Namen stecken kann.
Die Situation bei den Kakteen ist allerdings nur schwer mit der der Stauden vergleichbar. Bei vielen Kakteenfreunden ist traditionell die wissenschaftliche Betrachtung ihrer Lieblingspflanzen sehr ausgeprägt – nicht umsonst gibt es nur verhältnismäßig wenige Trivialnamen für Kakteen. Dementsprechend gibt es sehr viele individuelle Modelle, Interpretationen und „private Nomenklaturen“, die sich häufig aus Fragmenten verschiedener Generationen von Nomenklaturen zusammensetzen. Je nach Fachgebiet ist es heute nicht selten, dass Teile der wissenschaftlich akzeptierten Nomenklatur auf dem Wissen und den Erfahrungen von sonst gern scheel betrachteten „Amateuren“ fußt.
Die Nomenklatur bei den Kakteen ist auch weltweit betrachtet nicht eben einheitlich. So unterscheiden wir allein kontinentale Unterschiede. So gibt es deutliche Abweichungen in der Bezeichnung von einer identischen Pflanze wenn diese in den USA, oder in Europa angeboten wird. Und letztlich finden sich diese Abweichungen auch noch detaillierter in jeder Gärtnerei bis hin in die privaten Sammlungen.
Bei uns ist es üblich, das Pflanzen sogar innerhalb der Gärtnerei je nach Zustand1 mit unterschiedlichen Namen bedacht werden – entsprechend kann das hier und da für Verwirrung sorgen. Auch für uns intern wäre also eine allgemein tragbare Nomenklatur eine hilfreiche und sehr erstrebenswerte Angelegenheit.
Einen Vorwurf in Richtung der Gärtner, den ich in älteren Zeitschriften und Büchern häufiger gelesen habe: „die nehmen es mit den Namen absichtlich nicht so genau, dann können die die gleiche Pflanze unter verschiedenen Namen gleich mehrfach verkaufen“ finde ich heute zum Glück nicht mehr so häufig, dennoch kräuselt mir der Gedanke daran schon die Stirn. Die Idee eines kurzfristigen Vorteiles mag sich für einen Aussenstehenden vielleicht regelrecht aufdrängen. Wenn ich mir die Irrungen und Doubletten im Bereich unserer epiphytischen Kakteen anschaue, allein die Idee solche Fehler mit Vorsatz zu machen grenzt für mich an natürlich moralischen, aber auch arbeitswirtschaftlichen Selbstmord und ich habe bislang auch noch keinen Gärtnerkollegen gefunden, dem ich nach meinen Einblicken solches Tun ehrlichen Herzens auch nur gedanklich unterstellen würde. Ahnungs- oder Kritikloses übernehmen von Namen gibt es weitaus häufiger – auch bei uns. Allerdings halte ich eine vollständige wissenschaftliche Diagnose wie ich sie in der Städtischen Sukkulentensammlung durchführen durfte in den meisten Gärtnereien für schlechterdings nicht leistbar. Ein gegenseitig wohlwollendes Zusammenarbeiten, das ich bei sehr vielen unserer Kunden erleben darf „ich habe bei euch eine Pflanze unter dem Namen X gesehen/gekauft – schaut doch mal nach, ob das nicht vielleicht Y ist“ birgt für alle Beteiligte viele Vorteile und macht deutlich mehr Spaß – auch wenn ich Meister Wilhelm immer mal Recht geben muß, wenn er sagt: „nicht alle Hinweise und Informationen sind berechtigt und begründet“.
Ich werde mir die Epis genauer anschauen, vielleicht bin ich danach schon von der Idee geheilt, aber vielleicht finden sich auch weitere Interessenten mit Elan – und ob das Ziel hernach Handelsnomenklatur, oder Basisnomenklatur oder anders heisst spielt letztlich erst einmal keine Rolle… Der Weg ist auch ein Ziel.
- Samen, Sämlinge nach Hunt 92ff vs. getopfte Pflanze nach moderat auktualisiert Backeberg/Haage [↩]
Über den Autor
im Podcast seit 2019
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Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685