Dachplatten im Gewächshaus abdichten

Da hab ich mir eine umfängliche Frage eingehandelt:

… Sie hatten in einem Beitrag im Kakteenforum mal erwähnt, dass es ein spezielles Klebeband gibt, um die Stegplatten gegen Algen und Insekten abzudichten. Es wäre nicht das silberne Gaffa-Tape. Heißt es vielleicht Anti-Dust-Tape?
Dieses Tape benutzt ein Gewächshausanbieter zusätzlich zu einer Alu-U-Schiene, die allein angeblich auch schon das Eindringen von Tieren und Schmutz verhindern soll. Reicht diese Schiene aus?

Das Anti-Dust-Tape verwenden die nämlich nur bei den 16-mm-Platten. Die Schiene erlaubt trotzdem noch das nötige Entlüften der Platten. Aber was entlüften kann, kann doch auch Feuchtigkeit und Staub hereinlassen und Algen wachsen lassen, oder? Und was passiert mit dem Tape, kann dann nichts entlüften und geht es dann ohne Entlüften? In einem Katalog waren Fotos von GH’s mit beschlagenen Scheiben. Wodurch kommt dieses Problem? Dies würde ja dann auch kaum noch Licht an die Pflanzen lassen? Und empfehlen Sie eher UV-undurchlässige Polycarbonatplatten oder UV-durchlässige Acrylplatten (Alltop). Bei Alltop sind die Kakteen aber schon jemandem verbrannt und dies würde angeblich bei Polycarbonat nicht passieren, da müsste man nie schattieren. Was meinen Sie dazu?

Sandra W.

So wird die Platte dicht, ohne dicht zu sein

Stegdoppelplatten werden, wenn sie professionell verbaut werden an der oberen Seite (First) luftdicht verschlossen, an der unteren Seite ist eine Dichtung die einen Luftaustausch zulässt.
Als Dichtband wird ein alterungsbeständiges Aluminium-Klebeband verwendet. An der unteren Seite wird mit einer Nadel für jede Zelle mindestens ein kleines Lüftungsloch in das Dichtband gestoßen, die Gewächshausbauprofis benutzen dafür eine neue feine Drahtbürste – das geht einfach schneller. Als mechanischen Schutz für das Dichtband wird darüber noch eine U-Leiste eingebaut.
Optional gibt es eigens für die Unterseite auch ein PE-Netz-Tape durch das die Luft ausgetauscht werden kann – ich favorisiere aber selbst bei unseren Dimensionen ein einheitliches Band für beide Enden der Platte.

Völlig dicht?

Was passiert, wenn die Platten beidseitig komplett luftdicht sind konnte man kurzeitig in einer großen Gärtnerei hier in Erfurt erleben. Bei Sonneneinstrahlung sind die Zellen sechs Meter langen Zellen geplatzt – in den großen Gewächshäusern macht das Getöse wie ein Musketenschuß.
Die Frage wie die Zellen auch bei feuchter Außenluft trocken bleiben ist natürlich berechtigt. Zum einen sorgt das Gefälle im Dach dafür, dass evtl. anfallendes Kondenswasser nach unten läuft, zum anderen wird durch die Erwärmung der Luft in der Zelle die Feuchtigkeit durch die Lüftungsöffnung nach außen gedrückt.

Und was ist jetzt besser?

Die letzte Frage ob Polycarbonat oder Acryl: letzteres ist gewissermaßen der teure Unimog – zwar nett, aber nicht zwangsläufig besser. Die UV-Durchlässigkeit ist meines Wissens bei beiden Materialien möglich.
Im Profibereich wird allein aus Kostengründen Polycarbonat eingesetzt – natürlich die UV-durchlässige Variante. Eingefärbte/UV-geschützte Platten reduzieren auch den gesamten Lichtdurchgang – und sind bei Kakteen eine eher schlechte Wahl.
Verbrennungen entstehen manchmal bei einem geringen Abstand zwischen Dachmaterial und Pflanzen. Wir streben in unseren Gewächshäuseren immer einen maximalen Lichtdurchgang an, um auch im Winter noch etwas Licht im Haus zu haben. Schattierung lässt sich leicht anbringen, mehr Licht bekomme ich nur noch mit Zusatzbeleuchtung und die kostet richtig Geld.

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Über den Autor

Kaktusgärtner bei Kakteen-Haage | Website

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