Polaskia chichipe – etwas anders als gewöhnlich
Es gibt Kakteen, die sind weniger bekannt als andere. Die Polaskia zählt zu den eher weniger bekannten. Und sie ist ein bisschen wie eine Katze.
Mag es gern wärmer, so wie es in Oaxaca und Puebla in Mexiko eben ist. Dabei kommt sie aber auch mit niedrigen Temperaturen bis -4° C aus.
Bei uns ist sie beliebt, weil sie im Unterschied zu Carnegiea gigantea bereits in haushaltstauglicher Größe beginnt, sich zu verzweigen – sozusagen der Hands-Up-Kaktus für die Wohnung.
Nützlich – diese Polaskia chichipe
In der Heimat gibt es andere, handfeste Gründe für die Beliebtheit. So mögen die Einheimischen die Polaskia wegen ihrer essbaren purpurroten Früchte, die sie chichituna nennen. (spannend für mich: ich finde bis auf diese Abbildung bei Pinteres keine Fotos von diesen Kaktusfrüchten) An manchen Orten gibt es regelrechte „Obstplantagen“ in denen die bis zu 2,5 cm großen Polaskia-Früchte geerntet werden.
Und noch ein weiterer praktischer Nutzen ist bekannt: wie alle Säulenkakteen haben auch Polaskia im Inneren ein stabiles hölzernes Stützgerüst, um die bis zu 5 Meter hoch werdende Pflanze auch sicher tragen zu können. So stabil, dass früher daraus Zäune und Möbel gebaut wurden. Darüber berichtet sogar ein Zeitungsartikel aus den 20er Jahren in unserem Archiv.
Die häufigste Nutzung der Einheimischen war indes auf die Verwendung als Brennholz reduziert.
So etwas könnte heute zum Problem werden – denn Kaktusholz steht inzwischen unter Schutz, auf ähnlichem Level wie Ariocarpus oder Elefant.
Deswegen sind selbst die „Regenmacher“ entweder aus anderem Holz geschnitzt, oder sie sind echt und teuer. Wenigstens in der Theorie müssten sie sogar mit einer Mini-CITES Bescheinigung versehen sein. In der Praxis ist das aber nicht so.
Und so klingt solch ein Rainmaker oder Regenholz:
Typisch für die Jungpflanzen ist der leicht kreidige Farbverlauf in Richtung Austrieb und die noch feinen, manchmal sogar gestreiften Dornen.
Mit zunehmendem Alter werden daraus scharfe Waffen – die bei innigem Kontakt schmerzhafte Erinnerungen hinterlassen können.
Mit zunehmendem Alter hat diese Pflanze auch neue Namen bekommen – und zwar eine ganz stattliche Sammlung:
- „Chichibe“,
- „Chichituna“,
- Cereus chichipe,
- Lemaireocereus chichipe,
- Myrtillocactus chichipe,
- Cereus mixtecensis,
- Lemaireocereus mixtecensis,
- Chichipia oder
- Heliabravoa.
Wie Sie die kleine Schönheit rufen, können Sie sich aussuchen.
Hier gibt es Polaskia bei Kakteen-Haage.
© Ulrich Haage – erstmals erschienen gekürzt als Titelstory im Kakteen-Haage Katalog 2019 Herbst / Winter
Über den Autor
im Podcast seit 2019
Blogger seit 2005,
Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685