Ein Buch, das seit drei Monaten im Regal hinter mir wohnt und nicht nur meine Zuneigung, sondern auch mein Lob verdient: Das Biologische Wörterbuch aus der UTB-Reihe von Ulmer.
Pro und Contra auf einen Blick:
+ mit 45.000 Einträgen ist es eines der umfangreichsten Werke seiner Art
+ leichtes und flüssiges Arbeiten durch übersichtliche Gestaltung
+ Nennung und Übersetzung zahlreicher Trivialnamen einschließlich wissenschaftlicher Bezeichnung
+ Hardcover – solide Bindung – das sorgt für langjährige Freude an dem Buch
+ Großformat – 24,5 x 17,5 cm – große Seiten, weniger blättern
+ Edmund Launert – ein erfahrener und versierter Autor mit einem umfangreichen Stab von weiteren Fachautoren
– keine Erläuterung zum Begriff – (zugegeben – das ist auch nicht die Aufgabe eines Wörterbuches, sonst wäre es ein Lexikon)
Bei diesem Buch habe ich etwas gemacht, was man(n) sonst ja nie tut – ich habe das Vorwort studiert. Eigentlich ein sehr guter Einstieg, um ein Buch zu verstehen. Der Autor erläutert kurz und prägnant die Intension seines Werkes. Für mich sind insbesondere die Hinweise für wissenschaftliche Übersetzungen wichtig (auch wenn ich an sich mehr an praxisbezogenen Sachtexten arbeite). Danach fällt es mir leicht, mich einzuarbeiten.
Der Gedanke ist auf den ersten Blick vielleicht etwas merkwürdig. Ich dachte auch – ein Wörterbuch benutzt man und stellt es danach wieder ins Regal. Aber es gibt feine und manchmal deutliche Unterschiede.
So habe ich das große Seitenformat schätzen gelernt. In den kleinen Handwörterbüchern bin ich mitunter ganz schön am blättern.
Bei den Hinweisen zur Benutzung spielt das allerdings noch keine große Rolle. Kurz und übersichtlich werden hier alle wichtigen Fragen geklärt. Sogar auf grammatische Regeln und Satzbildung wird kurz eingegangen. Bemerkungen zu Ausnahmefällen der Pluralbildung helfen grobe Stilfallen zu umschiffen. Je nach „Zielgebiet“, britisches oder amerikanisches Englisch, werden kurz einige Sprachstandards besprochen. Das umfangreiche Verzeichnis von üblichen Abkürzungen, Maßen, Gewichten und Umrechnungen verzichtet hingegen auf die Unterscheidung der verschiedenen englischen Sprachräume. Um so mehr sorgt die Temperaturumrechnung für schnelle Orientierung in amerikanischen Texten.
Zum Hauptteil:
Das Wörterverzeichnis erscheint mir auf den ersten Blick sehr aufgeräumt. Drei Spalten, ausreichend Platz. Die Typografie hat einen merklichen Einfluß, ob und wie schnell man etwas im Wörterbuch findet. Sie ist solide ausgearbeitet. Für die sporadische Nutzung mag das nebensächlich sein. Ich benutze Wörterbücher häufiger und fühle mich sofort ganz wohl beim Nachschlagen. Zeilenabstand, Schriftart, -schnitt und -größe sorgen dafür, dass viele Informationen auf die Seite passen. Andererseits sind die Informationen so locker dargestellt, das meine Augen schnell und treffsicher beim gesuchten Begriff „einrasten“.
Dabei fallen mir die zahlreichen Trivialnamen auf. Viele davon sind mir unbekannt. Später bin ich beeindruckt bei wie vielen gesuchten Trivialnamen ich fündig werde. Die wissenschaftliche Bezeichnung macht die eindeutige Bestimmung sicher und erspart mir später in vielen Fällen ein zusätzliches Suchen in anderen Büchern. Wie im Vorwort angeben ist der Katalog der Triviale nicht in jedem Fall vollständig. Ich finde zwar Montagu’s harrier – die Wiesenweihe, ob die Weihe im allgemeinen Harrier genannt wird, kann ich hier nicht ergründen.
Die Auswahl der Begriffe deckt das Spektrum vom umgangssprachlichen bis in die Tiefen der biologischen Fachbereiche ab. Vom aapa-bog (Aapamoor) zum zytotone stage (Konjugationsstadium) im Englischen und vom Aal bis zur Zystizerkose im Deutschen. Details wie die Unterscheidung zwischen Sepalen und Petalen finde ich artig erläutert. Auch in der Bodenkunde ist die Menge der gefundenen Begriffe eindrucksvoll, Sandschlufflehm ist sicher nicht jedermann bekannt. Blüten: crinkle ist zu deutsch eine Falte. Sachlich natürlich richtig. (zur Blütenbeschreibung hätte ich mir vielleicht eine etwas poetischere Bezeichnung gewünscht) Selbst wem es nach Nachbarschaftsstreit über den Gartenzaun gelüstet, wird auch mit „croaking of frogs“ fündig.
Fazit: Die Anzahl der „unübersetzbaren“ Fachbegriffe sind für mich deutlich gen Null gesunken, seitdem ich das UTB Wörterbuch Biologie benutze. Ein wichtiger Faktor ist die geringe „Zugriffszeit“ im Vergleich zu anderen Fachwörterbüchern. Mit über 45 Tausend Begriffen rangiert das UTB Wörterbuch Biologie in der Oberklasse. Für mich ausreichende Gründe, das Buch im unmittelbaren Griffbereich zu behalten.
Über den Autor
im Podcast seit 2019
Blogger seit 2005,
Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685