Gestern tagt die Messe in unserem Gewächshaus, heute große Eröffnung der Grünen Tage Thüringen auf der Messe mit Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, Ministerpräsidentin Lieberknecht und unserm Thüringer Landwirtschaftsminister Reinholz. Im Moment möchte man glauben, das ganze Leben dreht sich um die Messe und Minister, nur Spuren von Kakteen.

Gestern Abend war die Narotech (Messe für Nachwachsende Rohstoffe) bei uns zu Gast und tagte mit 200 Gästen im Gewächshaus1. Es war durchaus gemütlich und die Gäste haben sich nach eigenem Bekunden wohl gefühlt. Statt einer langen Tafel gab es Einzeltische. Ich hatte natürlich gleich das Flair vom Kakteenessen im Hinterkopf, das fehlte mir schon ein wenig. Sehr schön waren hingegen die vielen dekorierten Stehtische die zum plauschen einluden und dem ganzen ein sehr festliches Flair vermittelte. Und zweihundert Leute sind ein ganz schöner Auftrieb: neben einem vollen Parkplatz kamen drei Busse – und der erste Gelenkbus auf dem Gelände der Cactusfarm. Kurz vor Mitternacht gab es noch ein kleines Verkehrschaos vor dem Tor, als alle Busse und PKW gleichzeitig starteten.

Heute früh kurz ins Büro, danach auf dem Domplatz mit OB und der neuen Blumenkönigin den grünen Herbstmarkt (Cerealienmarkt) eröffnen und dann ging es gleich weiter zur Messe. Als ich ankam war unsere Landwirtschaftsministerin Aigner gerade mitten in iher Eröffnungsrede. Bemerkenswert, der Weg zur Ehrentribüne war völlig frei, keiner fragte nach irgendwas, die Personenschützer waren völlig entspannt. Ich konnte hübsch hinter unserer Ministerpräsidentin sitzen und miterleben, wie die erste Thüringer Milchkönigin gekrönt wurde. Das war wirklich spannend, denn die gesamte Veranstaltung fand in einem Manegenähnlichen Areal statt, Milchkühe, Alpakas, Schweine, Schafe, Pferde, Bullen, Hühner, Ziegen, Kaninchen, Tauben, alles stand brav und geduldig und lauschte andächtig den Worten der Politiker und auch der neuen Milchkönigin. Nur mit einem der Fotografen gab es einen kurzen Zwischenfall, als Milchkönigin und Minister zwischen den Milchkühen abgelichtet werden sollten. Da schubste ein Bulle wohl mal kurz zurück und ein Fotograf erhob sich in die Lüfte. Der anschließende Messerundgang war für mich ein Novum. Fast eine Stunde eilte die gesamte Kolonne von Messestand zu Messestand, probierte Milch und Joghurt, Eierlikör und Apfelduft, bekam Bücher über Hühnerzucht und Präsentkörbe mit Salami und thüringer Sekt verehrt – und blieben die gesamte Zeit freundlich, willig, interessiert, souverän und lächelten immer wieder freundlich in die Kameras. Eine kleine Anekdote beobachtet ich unbemerkt vom großen Troß am Rande mit unserer Ministerpräsidentin. An einem Hallenausgang saßen zwei Jungs auf ihren Rucksäcken, vielleicht zehn, zwölf Jahre alt. Der eine sagte völlig verblüfft und etwas ehrfurchtsvoll halblaut: „das ist doch Christine Lieberknecht“. „Ganz genau“! sagte eben diese und marschierte auf die beiden zu. „Und wer seid ihr?“ Den Rest der Geschichte habe ich nicht mitbekommen, die Traube der wichtigen Menschen rannte weiter und ich mit ihr. Unsere Ministerpräsidentin war erst drei Minuten später beim übernächsten Messestand wieder mit dabei, sie hat sich für die beiden wirklich Zeit genommen. Kein Fotograf war dabei, die Zeit gabs nur so für die Jungs. Das sind die Momente in denen ich mich freue, das Politiker manchmal nicht nur Politiker sind.

Nächste Woche bin ich mit dem Landwirtschaftsminister in Litauen, da gibt es dann die volle Dosis – ich bin gespannt, welche Erlebnisse mich erwarten.

  1. ich war bis zum Schluß skeptisch, ob tatsächlich so viele Menschen dort Platz finden werden []

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