Im Kakteenforum läuft derzeit eine (bis jetzt vierzehnseitige!) Dauerberichterstattung über Erlebnisse mit niedrigen Temperaturen. Auch wir machen damit so unsere Erfahrungen – jedes Jahr aufs Neue.

Heizung im Winter

Vor sechzig Jahren musste mein Großvater den gesamten Obstgarten und einen ganzen Holzschuppen verheizen, um die Gärtnerei vor dem Einfrieren zu bewahren, nach dem Krieg gab es einfach kein Brennmaterial mehr.

Eine Generation später – mein Vater war als staatlicher Leiter verantwortlich, war es die eingefrorene Braunkohle, oder volltrunkene Heizer im benachbarten Kraftwerk, die dafür sorgten, das unsere alten Gliederkessel noch einmal reaktiviert werden mussten. Silvesterparty beim Koks schippen – hat mich als Kind auf Jahre beeindruckt, das war besser als Feuerwerk. Erst heute verstehe ich, an welchem Abgund man in dem Moment steht.

Heute schlafe ich deutlich ruhiger. Zwei leistungsfähige Kesselsysteme, beide unabhängig mit unterschiedlichem Brennstoffen, ein großes Notstromaggregat und eine alarmgesicherte Überwachung. … Und ein Leitungssystem, das zwar betagt ist, die Weitsicht der Konstrukteure von damals beeindruckt noch heute die Heizungsbauer.

Heizkessel

Wäre da nicht die Sache mit dem Alarm. Da ist dann Schluß mit schlafen. Dabei erlebe ich immer was schlaftrunken bedeutet. Wach sein, aber weder wissen, wer oder wo man ist. Ich frage mich dann immer, wie das die anderen Menschen in unserer Umgebung wegstecken. Es ist verdammt laut und geht ins Ohr und den Magen. Und es ist nicht etwa in meinem Schlafzimmer, sondern draußen – für alle gut hörbar. Bisher hat aber noch niemand nach dem Geräusch gefragt bei dem man Ohrenbluten bekommt.

Gestern früh um halb zwei war es wieder so weit. Mein Ohr piepte, mechanisch tappte ich durch den Schnee. Vorlauftemperatur zu niedrig 53°C. Logisch, da ist es in einer Gruppe zu kalt geworden, das der Rechner Wärme anfordert. Dann bricht mal kurz die Netztemperatur ein. Der zugeschaltete zweite Kessel löst das Problem in wenigen Minuten. – Hmmm, weiterschlafen.

Heute Nacht waren wir schneller, ab 23.30 Uhr läuft der zweite Kessel auf Reserve mit – kein Ohrbluten.

Weh tuts mir dennoch, wenn ich den Strudel im Öltank vor Augen habe und das Geld, das so durch die Leitung marschiert. Aber da arbeitet mein Vater gerade an einem nahezu unglaublichen Heizungsexperiment. Dazu schreibe ich in kürze mehr…

Allen Kakteenfreunden und Gärtnerkollegen wünsche ich alsbald wieder mildere Temperaturen – und eine ruhige Nacht.

Über den Autor

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... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822

... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685