Die Produktionsfirma hatte schon vor einigen Monaten angerufen.
Eine Dokumentation über essbare Kakteen für Galileo sollte es werden. Heute früh war das Dreh-team pünktlich in der Gärtnerei. Wie für gute Journalisten üblich wurde gleich die Kamera überall reingesteckt. Für mich ist es immer wieder spannend, wofür sich „Laien“ so alles interessieren – und dann: Oooch, ein Peotl, den kenne ich – den kann man doch auch essen, oder ? Hm. So ein Gymno habe ich auch zu Hause – der ist bestimmt schon fünf oder sechs Jahre alt… Laien?? Und dann kam diese simple wie spannende Frage, bei der ich die Segel streichen musste:
Was unterscheidet einen Kaktus von den anderen Sukkulenten?
Finger in Wunde. Mir war das ja richtig peinlich – so etwas elementares noch nie bedacht zu haben – klar, Kakteen gehören einfach in die Familie der Cactaceae – aber warum werden sie dort hingestellt? Er hat sicher eine einfache Antwort wie „Dornen“ erwartet, stand aber just in dem Moment vor den Lophophora, die nun mal keine Dornen haben. Ich blieb die Antwort eben schuldig. Aber ich bekomme das noch raus.
Wir haben uns dann durch die Gewächshäuser gearbeitet, Astrophyten, Hoodias, Selenicereus in Szene gesetzt. Nach 90 Minuten kam dann die Echinopsis dran: „kann man die Blüten auch essen?“
Die Blüten hatten ihren Höhepunkt schon hinter sich, ich wusste von meinem Freund Uli (der mit dem Kochlöffel tanzt), er wollte schon immer mal mit Kaktusblüten kochen – also wurde die Echinopsis kurzerhand eingepackt und zog mit in die Küche – nachdem wir uns noch ausgiebig mit Opuntien auseinandergesetzt haben. Zwei Stunden Drehzeit und alles war erledigt, das Team freute sich auf etwas leckeres mit Kaktus.
Ortswechsel: die Küche im Erfurter Casa Mexicana: Uli Manck kocht Kaktus:
hier schnippelt er aber noch ganz entspannt Paprika
während der Kameramann in akrobatischer Manier fast vom Tisch fällt…
Als ich bei Einbruch der Dunkelheit meine Echinopsis wieder heimführen wollte kochte Uli immer noch, mit dem Ergebnis ist er kurz darauf offensichtlich ganz zufrieden.
Das Drehteam schnieft ein wenig verdrießlich: für sie war der Kaktus ein reiner Augenschmaus geblieben, probieren blieb dem Maitre und im folgenden dessen „Testgästen“ (links) vorbehalten.
… und das nach einem zehnstündigen Drehtag – mir taten sie ganz schön leid. Vielleicht gab des nach der Arbeit noch ein paar Häppchen.
Die gebackenen Echinopsis-Blüten sind vertagt worden, die standen für heute nicht auf der Karte 😉
Jetzt bin ich gespannt, was aus dem ganzen Material wird…
Über den Autor
im Podcast seit 2019
Blogger seit 2005,
Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685
Trackbacks/Pingbacks