Notizen gelten ja nicht, darum beginnt es hier:
Anstrengende, zähe Wochen hinter mir. Und es geht so weiter. Wenn ich nix tue.
Also:
Ticket buchen, Sachen packen, Klappkomputer aktualisieren, pünktlich im Zug nach England – raus aus dem Schnee.
„Nur ein bisschen Katalog“ – stand auf meiner Agenda. Urlaub soll es werden – und es sieht alles danach aus. Zumindest beim five’o clock Tea in der Sonne im Inner Temple Garden zwischen Fleet Street und Thamse.
Auch danach. Straße hoch, Big Bin und Parlament im Sonnenuntergang. Auf der anderen Seite zurück. London Eye im Nachtlicht. Kalt ists auch hier. Zwischenstop in der Bar der Royal Festival Hall. Zeit für Pläne. Was stelle ich denn an? Kultur, neue Seiten dieser Stadt entdecken, lesen – na und wenn es passt auch ein bisschen arbeiten.
Kultur: die Tate Modern Gallery ist vis-a-vis. Lichtenstein. Alles klar.
Wer ahnt, das es dabei bleiben soll.
Am nächsten morgen klappere ich über die Millenium Bridge. Nach den vielen Monaten, die ich in London war werde ich inwendig kurz rot – und hier bist du noch nie gewesen. Sträflich!
Ich gucke Kunst an. Treffe viele alte Bekannte – und Kakteen. Verblüffend. Um 6 pm werde ich freundlich nach Hause geschickt. ‚Closing Time‘ Ich liebe es. Das durfte ich in meiner Zeit in Kew auch machen 🙂
Am nächsten Tag befinde ich: da sind noch einige Etagen zu entdecken, der Kaffee ist ausgezeichnet, once again. Und ich finde eine knappe Nachricht von meiner Schwester – „kannst du Korrektur lesen? Nur mal schnell.“
Der Satz als solches spricht ja schon Bände – dass den überhaupt noch jemand in den Mund nimmt.
Um es kurz zu machen, den Rest der Zeit pendel ich zwischen Inner Temple und Tate Modern. Zwischen Epicactus Buch und Katalog 2013. Zwischen Tanks und 4. OG in der Tate Gallery. Zwischen Architekturbüchern und Aquarellkursen. Zwischen Wolken und Sonnenschein – hm, nein, das stimmt nicht, zwischen hellen und dunklen Wolken.
Und kalt ist es – vor allem abends auf dem Heimweg.
Anfangs sitze ich im Café, 1. OG. Ich packe meinen Schreibblock aus. Es zieht. Die Tasse ist schön, der Kaffee aber kalt. Die Waitress guckt unentspannt.
Ich denke über Spezialisierung nach. Kakteen – kann man davon leben? Wie oft habe ich diese Frage schon beantwortet…
Hm. Richtiger Ort, falscher Platz. Ich ziehe nach einer Tasse um.
3. OG, Espressobar, bessere Aussicht, freundliches Umfeld und überhaupt.
St. Pauls bekommt für einen winzigen Moment Sonne, unglaublich, eben wollte es doch noch Winter werden. Das Wetter in dem Sich St. Pauls gerade befindet hat was von Drama. Manchmal klappt es aber, sogar noch einen Schluck Sonne aus dem Drama herauszupressen. Das Szenario ist jedenfalls unglaublich.
Katalog:
Jetzt im März ist Aussaatzeit. Das wird spannend. Bei uns.
Ich frage mich, wie schaut es bei anderen aus? Unser Saatgut ist inzwischen vollständig im Kasten. Bis auf die Positionen, die wie in jedem Jahr aus allzeit neuen Gründen im Transit steckengeblieben sind. Diesmal war es vermutlich die Post. Alles wird gut.
Wird es auch.
Es flutscht. Text wie Kaffee.
Und manchmal auch nicht. Dann hocke ewig, kaue am Stift und bringe kein einziges Wort raus. Dann gehe ich Kunst anschauen, das hilft. Bauwagen, Beuyssche Haufen, nackte und angezogene Frauen, Kakteen – wirklich!!. Und es flutscht wieder.
Dass unterwegs der Eurostar seinen Dienst einstellt, weil es in Frankreich schneit juckt mich nicht so sehr. Auch wenn das miese Wetter doch noch über den Kanal kommt. Drei Tage Fristverlängerung.
Und irgendwann wird der Katalog fertig sein. Hoffentlich. Diesmal hat er wirklich besonders viel Herzblut und Zeit in Anspruch genommen.
Greetings from London
Über den Autor
im Podcast seit 2019
Blogger seit 2005,
Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685