Grüne Woche – Grüne Politik
Grüne Woche in Berlin – während sich im fernen Amerika ein neuer Präsident warmläuft.
Letzterer liefert genug Gründe zum verbalen austoben. Dennoch lasse ich dies anderen, bändige meine Vorurteile auf Sachmaß…
… und bin eben auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin.
Ein Tummelplatz derer die sich im grünen Bereich engagieren – weil sie ihren Lebensunterhalt damit verdienen, direkt meist aber indirekt – manche auch, weil sie dagegen sind1 – oder aus anderen Gründen. Platz für die Weltpolitik ist hier nicht, dafür Nabelschau, statt der Blick über den Tellerrand. Mir erschien das Szenario 2017 richtiggehend kleinkariert – unser Gärtnerpräsident Mertz hat tags zuvor mehr Weltsicht bewiesen.
Eröffnung – natürlich ist die Politikerdichte bei der Grünen Woche ziemlich hoch. Einerseits sind da die 70 Landwirtschaftsminister aus aller Welt. Oder eine Nummer kleiner: vier Minister kommen für die Thüringer Landesregierung nach Berlin zu Eröffnung. Selbst unser Thüringer MP ist dabei.
Und Christina Rommel singt.
Mehr Kaktus – aber Gartenbau?
Die Grüne Woche ist eine Leistungsschau der Landwirtschaft. Und Landwirtschaft ist Schwein, die Bauernfamilien, Trecker mit Satellitensteuerung, Milch und noch ein bisschen Landschaft – aber Gartenbau? Der ist scheinbar im Moment nicht en vogue. Vor einem Jahr sind die Gärtner Landwirtschaftsminister Schmidt eine Erwähnung wert gewesen. 2017 gibt es Verbraucherschutz und die Frage „Ist Wurst Wurst wenn sie Wurst heißt?“
Klar machen die Gärtner in Deutschland weiter zuverlässig ihren Job. Und den meisten dürfte es völlig Wurst sein ob das die Grüne-Wochen-Redner unerwähnt lassen, oder irgendwo ein Sack Reis umfällt. Denn wichtiger als jede Erwähung ist es, die Bedürfnisse eines Handwerks nicht aus den Augen zu verlieren. Genau diese Frage macht mir eher Sorgen – wenn das Verständnis fehlt, das ein Gärtner ohne Gärtnerei nicht mehr existieren kann, weil wertvolle Gartenbauflächen zugebaut werden.
Erfreulich fand ich auf der IGW: Kakteen und Sukkulente in der Blumenhalle. Eine ordentliche Fläche – und endlich mal nicht auf ‚Overflow‘ gepflastert. Sparsam sind die Solitärpflanzen auf der Fläche in Halle 2.2 verteilt und können so wirken. Natürlich mögen Hartgesottene auch hier Haare in der Suppe finden: die Agaven haben einen wenig liebevollen Transport hinter sich, einige der Pflanzen sind so selten und wertvoll und werden deswegen vielleicht schon vor dem Abbau von der Ausstellung verschwunden sein. However: Schön ist’s und ich hab mich sehr daran erfreut. Genau diese Freude wünsche ich allen Besuchern der Grünen Woche 2017.
Grüne Woche Genuß
Zugegeben – den meisten Genuß erlebe ich eher an den vielen kleinen Orten, ‚draußen‘ in Berlin denn auf Messen. So im House of small wonder einem urbanen Gewächshaus, mit einer bemerkenswerten Pflanzensammlung. Direkt neben dem Friedrichstadtpalast gibt es japanische Fusion Küche und sehr freundliche Bedienung – mein 2017er Berlin-Tipp.
Die grüne Woche wartet für Thüringen mit bekannt Gutem auf. Aufgefallen ist mir die Bratwurst aus Schmalkalden, knackig und gut gewürzt. Und Apoldaer Weizen im selbstfüllenden Glas – fand ich schon 2016 putzig.
Auch wirklich neues gab’s: Gin aus Thüringen.
Und den trank ich zusammen mit einem heiter-freundlichen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow.
Wahljahr?!
- im Zuge der Eröffnung habe ich ganz kurz einige Trillerpfeifen gehört [↩]
Über den Autor
im Podcast seit 2019
Blogger seit 2005,
Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685