Es gab Zeiten, da war ich hier fast wöchentlich zu Gast. Zentrale Lage, Vormittwochentags sogar Parkplätze, guter Kaffee und – darum geht es ja: lecker vegetarischen Brunch – jeden Tag.
„Da warst Du1 aber schon lange nicht mehr hier“ – fast schon vorwurfsvoll war der Blick.
Stimmt – wenig von dem was ich kenne ist noch wie es war.
Mein geliebtes Brunchbuffett ist nicht mehr – statt dessen gibt es jetzt eine schicke Frühstückskarte mit fünf verschiedenen Menüvorschlägen – oder eben zum selbst basteln – My Morning heisst das dann.
Mach ich doch glatt. Mir ist heute nicht nach Goudakäse im Menü. Für mich gibt es die schicken vegetaristisch/veganen Aufstriche mit Walnussbaguette, Bio-Rührei und Leute gucken. Plus Milchkaffee zahle ich elf Euro und ein paar Stückchen. Kurz noch ein prüfender Blick auf die Karte. Im Menü wäre das wohl günstiger gewesen – ich hab aber nicht nachgefragt. Leute gucken ist in jedem Fall immer noch gratis. Ebenso die Krämerbrücke.
Sehr gern hätte ich ein weiches Sonntagsei gehabt – mit einem kurzen Seitenblick auf den beschlagenen Eierkocher höre ich: Ei gibt’s nur in hart. Ein Trost: es wäre auch Bio gewesen. Für mich aber keine Alternative.
Mit dem Rappelpager am Tisch – auf’s Frühstück warten.
Sehr schön: unseren Tisch für vier konnte ich heute früh noch reservieren und hier ankommen fühlte sich einfach gut an.
Mein Telefon ist hingegen verschnupft – WiFi geht nicht mehr – auch der Key ist jetzt anders. Ein lösbares Problem. Die chillige Mucke kann ist nach wie vor schön chillig.
Es ist noch ruhig hier, wenig später leuchtet der Pager rot und zappelt über den Tisch – heißt: Frühstück ist fertich!
Los geht’s.
Huch! Der erste beherzte Bissen.
Rührei in kalt! Ist das state of the art? Immerhin, in der Mitte ist es noch ein bisschen warm – der Wille war schon da.
Gewohnt genial sind die Aufstriche, ich schmecke zwar nicht mehr heraus, was es im einzelnen sein soll und vermisse darum umso mehr die liebevolle Beschriftung, dem Geschmack tut es keinen Abbruch.
Ich probiere noch die hausgemachten Konfitüren, finde sie ähnlich lecker wie die heimische Erdbeermarmelade und schiele nebenan in die Crunchy Müsli Schale mit blauer Soyamilch. Blau offenbar von Blaubeeren im Früchtemüsli.
Ich konstatiere: Sonntagsfrühstück geht durchaus auch mal als nicht Brunch, im Cognito ist es wie gewohnt leicht und angenehm zu sein, der Laden brummt und doch wird es nicht eng, ich falle jedesmal auf den Schoko-Macciato rein, der so süß ist, dass es selbst mir zu klebrig wird.
Bei Gelegenheit schau ich mir mal die andere Seite des Ladens an, an der Theke gegenüber gibt es Burrito, Curries und Suppen – standesgemäß natürlich in english – und all das erinnert mich auch sehr an London. Hach!
- das ist in dem Fall ein IKEA-Du, nicht etwa weil wir uns persönlich kennen würden – vielleicht sah ich heute aber auch einfach so jugendlich aus [↩]
Über den Autor
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Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685