Bangkok ist anders. In vielerlei Hinsicht.
Nicht nur verschiedene Kulturen, die hier leben, mit verschiedensten Interessen hier sind. Arm und Reich dicht beieinander. Ordnung und Chaos. Wolkenkratzer und Blechhütten, goldene Tempel neben der Mülldeponie. Hell und Dunkel.
Gestern Nacht war ich unterwegs zum Seafoodmarket. Zuerst streift mich ein Kabel am Kopf.
Ich finde die Kabelei hier überhaupt bemerkenswert, kreuz und quer hängen sie in der Gegend umher, oft am Mast aufgewickelt – und in diesem Fall hing ein Exemplar auf etwa 1,70 Meter Höhe. Nachts und schwarz = unsichtbar. Was bin ich froh, dass die Leitungen immerhin isoliert sind. Das Kabel hat die Nacht übrigens nicht überstanden. Heute früh fand ich die beiden Enden in der Grundstücksmauer verwahrt.
Ich komme auf die Soi 22 – eine der vielen Nebenstraßen der Sukhumvit Road, es wird belebter, vor den Häusern sitzen Mädchengruppen – immer in einheitlichen T-Shirts und rufen mir Massage!, Massage! zu. Zu nah – dann wird auch schon mal mein Arm gepackt. Welche Massage so dringend an den Mann gebracht werden muß – da bin ich mir nicht so sicher.1
Bangkok riecht. Mal mehr, mal erträglich. Vielleicht ein Grund, weswegen manche Menschen Staubschutzmasken tragen. Abgase – damit komme ich zurecht. Wenn nicht klimatisiert – ist es grundsätzlich warm und feucht – gut, nicht unbedingt meins. Öffentliche Gebäude und die Bahnen sind klimatisiert. Und sauber ist es dort – anders als ich im Vorfeld las: in die Metro trauen sich nur Einheimische – ich hab davon nichts bemerkt – wenigstens nicht auf den Strecken die ich benutzt habe. Es gibt sogar eine Sicherheitskontrolle. Mist – und ich habe mein Leatherman mit. Und zwar nicht etwa in der Tasche sondern hübsch offensichtlich am Gürtel. Dennoch werde ich freundlich durchgewunken. Bestimmt weil ich auch bestimmt und freundlich geguckt habe. Auch auf dem Rückweg vom Markt: „Ja, bitte, einmal ins Tütchen schauen und dann weitergehen“. Wie bei allen anderen zuvor auch. Metro fahren find ich gut.
Zurück zu unsauber oder nicht – der Müll. Nicki war ganz verwundert: ‚Thailand ist so sauber im Vergleich zu Indien‘. Ich habe jetzt herausgefunden warum… Aufräumen á la Teenie: der Müll verschwindet hinter der Tür. Nur manchmal quillt er wieder heraus. 🙂
Und manchmal gibt es Ecken, da dreht sich auch mir langsam der Magen rum – und ich halte mich nicht für zimperlich.
Weiter geht es durch unbeleuchtete Straßen. Die kleinen Wolkenkratzer sind teilweise zappenduster. Das macht ein ziemlich gespenstisches Bild. Laufen auf der Straße trainiert Selbstbewusstsein. Der Verkehr ist reichlich. Neben Autos und schweren LKW (die beginnen offensichtlich erst nachts zu bauen) sind da die Tuk Tuk und unzählige Mopeds die sich überall durchdrängeln. Da kann es fix sehr eng zugehen. Meist hat es zwar einen Gehweg.
Auf dem brauchen aber die Garküchen, Massagemädels, Bäume, Wasseranschlüsse, Telefonzellen, Auslagen oder Taxifahrerregenunterstände ihren Platz – und natürlich schlängeln sich noch scharenweise Fußgänger dort entlang. Und noch ein Detail fällt mir auf. Die Höhe der Bordsteine ist so bemessen, dass selbst ein SUV dort zum Parken nicht hinauf kommt2, dafür muß man als Fußgänger eben große Schritte machen.
Nachdem ich gestern kurz nach Elf die etwas unwirtlichen Fischhallen verlassen hatte machte ich mich auf den Heimweg – nicht direkt – es gibt bestimmt noch etwas zu entdecken.
‚Für meine Massage ist es heute zu spät‘.
Hab ich gedacht.
Nein!
Die arbeiten tatsächlich auch um Mitternacht noch – unglaublich!
Egal. Mit vollem Magen ist eine Thai Massage keine gute Idee.
Immer wieder begegnen mir Nachtarbeiter auf Pickups die die Straße, Gehwege aufhacken, zubetonieren oder eben ein bisschen am Wolkenkratzer werkeln. Frauen und Männer gleichermaßen. Und ich mutmaße, es gibt ein Tagbauverbot. Hm. Oder der Lärm ist tags auf der Straße so laut, dass die Baustelle darin untergeht. Auch möglich.
Und noch mehr begegnet mir: sehr attraktive und gut gekleidete Frauen, korrigiere: Mädchen, manchmal ausreichend alkoholisiert, im Schlepptau von fröhlichen Herrn anderer Nationalität.
Darüber mache ich mir meine Gedanken.
Auch Nachtarbeiter.
However.
Ich setze mich noch mit etwas neonfarbigen Bergtau an den Pool und genieße die warme Nacht.
- Ich habe mir das Golden Lotus ausgeguckt, meine Waden und mein Rücken haben bei der Thai Massage ordentlich geschmerzt, weitergehende Dienstleistungen werden zumindest dort offensichtlich nicht angeboten [↩]
- wenn es nicht gerade ein Unimog ist [↩]
Über den Autor
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Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685