200 Jahre Kakteen-Haage – Jubiläum Teil 1 – Episode 038
Seid Ihr wirklich die älteste Kakteengärtnerei der Welt?
Das ist eine der häufigsten Frage, die ich beantworte.
Es geht heute um 200 Jahre Kakteengeschichte – nämlich die von Kakteen-Haage.
Wie und warum – und was nicht, das gibt’s heute und in den nächsten Episoden im CactusPodcast.
Wie lassen sich 200 Jahre Kakteen-Geschichte erzählen?
… mit viel Respekt!
Wir starten heute eine Serie mit einem Blick in die Geschichte von Kakteen-Haage – und zum Teil ist das ja auch die Geschichte der Kakteen – mehr als mir das im Alltag bewusst ist.
Ganz ehrlich – genau davor habe ich einen ziemlichen Respekt, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich das in eine Episode gepresst bekomme – deswegen wird es jetzt eine kleine Serie. Klar, auch die kann keine 200 Jahre abbilden, aber so bekommst du entspannt ein Gefühl für ein paar Dinge, die in den letzten zwei Jahrhunderten in der Kakteenwelt passiert sind.
Mein ganz persönliches:
Ich sitze allein mit mir und ein paar tausend Kakteen im Gewächshaus und versuche endlich die nächste Episode auf den Weg zu bringen – und es fällt mir nicht so leicht. Und DAS ist mir in letzten zwei Jahren häufiger passiert, als es mir lieb ist – und es gefällt mir nicht. Es ist ein bisschen wie meine Versprechen nicht halten und das ist blöd.
Mein Plan, die Episode 38 rechtzeitig den Weihnachtskakteen zu widmen, ist nicht aufgegangen. Auch die angekündigte Folge 39 ist noch nicht vorbereitet. Es gibt für dieses und für jenes auch plausible Gründe – allein, ich tue mich schwer, das einfach so hinzunehmen. Sowohl Schlumbergera und vielleicht auch die Hintergrundgeschichten aus dem ZDF Fernsehgarten kommen halt eben später. Sorry dafür! Mal wieder alles etwas anders.
Jump
Aber jetzt – wir springen jetzt zurück in der Geschichte. Erstmal nur ein paar Wochen – in den warmen Spätsommer 2022:
CactusPodcast - 038 Kakteengeschichte - Jubiläum - Haage am Sächsischen Hof
200 Jahre Kakteen-Haage
Es war viel weniger pompös als mancher erwartet hat – und zugleich viel größer und schöner, als ich dachte.
Der 24. September war ein ganz normaler Samstag – und trotzdem waren wir alle ziemlich aufgescheucht.
Wir haben uns lange im Vorfeld Gedanken gemacht, wie wir die Feier begehen werden, Ideen haben wir schon Jahre vorher gesammelt – und wie es so ist – dann war es 2021, Corona und in Erfurt verwandelte sich. Es war BUGA in Erfurt – Bundesgartenschau und wir Gärtner hatte mehr als alle Hände voll zu tun. Und plötzlich war schon das Jubiläumsjahr angebrochen – und wir hatten immer noch zu tun.
In unserer Familie kursiert ein Spruch, „Es ist traurig, sich allein zu freuen. Freu dich mit mir!“ Ich hab eben erst gelernt, dass dieser Text von Lessing stammt. Jedenfalls haben wir uns Gäste eingeladen, damit wir nicht allein feiern müssen.
Unsere Gäste waren Wegbegleiter aus nah und fern. Ziemlich aufwändig war es, die Kollegen aus früheren Jahren zu kontaktieren – da sollte man doch in Zeiten von Social Media denken, wir sind alle vernetzt – Pustekuchen! Das war in manchen Fällen eine ziemliche Sucherei – und da bin ich froh, dass meine Mutter immer noch ihr altes Adressbuch führt! Ein echter Schatz!
Aus der langen Gästeliste haben wir neun Redner ausgesucht – die – jeder aus seiner Sicht einen kleinen Blick auf eine ausgewählte Geschichte aus den 200 Jahren werfen wird. Klein – weil jeder Redner hat fünf Minuten Zeit – sonst bleibt ja keine Zeit zum Feiern mehr!
Am Vormittag trudelten frühzeitig die Gäste ein. Unser erster Redner war übrigens der erste Gast, der morgens mit einem riesigen Dahlienstrauß auf dem Parkplatz stand.
Gärtnerei im Jubiläums-Modus
Vor dem Gewächshaus stand festlich geschmückt „Der Großvater“ – unser ältester Echinocactus grusonii. Und im Gewächshaus haben sich die Gäste versammelt.
Und wir springen 200 Jahre zurück in die 1820er Jahre. Das machen wir mit der Hilfe eines leibhaftigen Sachsens. Denn die Kakteengeschichte der Haages begann in Sachsen. Und da beginnt auch die Geschichte der kommerziellen Kakteengärtnerei.
Auf diese Reise begleitet uns Winfried Kaiser, er ist der letzte amtierende Präsident der sächsischen Gärtner gewesen – und nun seit einigen Jahren schon im Ruhestand. Aber so richtig Ruhestand geht bei Gärtnern ja nicht – er ist oft noch in der Familiengärtnerei Kaiser Gartenbau in Weinböhla fleißig – und er hat ein heimliches Faible für Kakteen – das merkt man auch in seiner Rede.
Wir sind jetzt in Sachsen:
Winfried Kaiser: Friedrich Adolph Haages Ausbildung bei Sächsischen Hofgärtner Seidel
Winfried Kaiser ist für mich immer ein besonderer Gärtner – nicht nur, weil er sich als „normaler Gärtner“ für Kakteen interessiert hat. Wann immer wir uns trafen, dann hat er sich intensiv nach den Kakteen erkundigt und immer auch eine eigene kleine Geschichte zu erzählen gehabt – das ist unter den Profigärtnern eher selten. ZVG – der Zentralverband Gartenbau, unsere berufsständische Organisation, dort haben wir uns regelmäßig getroffen, um zu schauen, wie wir gemeinsam das Leben der Gärtner in Deutschland etwas besser machen können.
Seine Heimat Weinböhla ist übrigens auch ein bedeutender gartenbaulicher Standort – auch eine Kakteengärtnerei gab es dort, vielleicht sagt dir der Name Treuheit im Zusammenhang mit winterharten Kakteen etwas.
Und die Familie – oder treffender – die Gärtnerdynastie der Seidels – von denen hast du sicher schon gehört – Kamelien, Schlossgarten Pillnitz – auch hier gibt es eine unheimlich spannende Familiengeschichte zu entdecken.
Gab es zu der Zeit auch schon andere Kakteengärtnerei ?
Ja, auch vor der Gründung von Kakteen-Haage im Jahr 1822 gab es einen Gärtner, der Kakteen zum Verkauf angeboten hat. Ich gehe davon aus, dass es nicht der einzige war. Ich hab in unserem Katalogarchiv auf den ersten Blick acht Kakteen im Schellhase-Katalog aus dem Jahr 1808 gefunden.
Der erste Kakteen-Haage Katalog
Und dann habe ich bei den Vorbereitungen für das Haage-Buch „Kaktus, Kresse, Kohl“ in einer Kiste mit Unterlagen von meiner Großmutter das Original zutage gefördert. Das ist in dem Kasten wohl unter die Räder gekommen. Und vor wenigen Wochen habe ich sogar den zugehörigen Schutzumschlag entdeckt. Mein Großvater vermerkt darauf den unersetzlichen Wert des Dokuments, das aber für viele Jahrzehnte nicht mehr in seinem Umschlag ruht und beziffert ihn mit 20.000 Reichsmark, das entspricht heute grob 100.000 €. Spannend, was Geschichte für Werte bewegt!
Und was kommt als nächstes?
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Shownotes:
Darüber habe ich erzählt:
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Deutsches Gartenbaumuseum – https://www.gartenbaumuseum.de/
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Hofgärtner Seidel – https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Seidel
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