Lese ich in alten Abenteuerbüchern, so sind es immer die Wilden, die mit wilden Geheul aus den Büschen springen und über den Redlichen auf dem Wege gehenden herfallen. Und heute?
Da heulen diese Redlichen über eine Krise, die diesen Namen nicht wert wäre, würde man weniger über sie heulen. Manchmal hilft da der Blick von draussen. Da wundert sich jemand, dass ein Autounfall sich im Radio als „Verkehrschaos zwischen X und Y“ wiederfindet. Manche Dinge können wir einfach besonders gut, hier in schwarzrotgoldenen Landen. Manchmal gehört auch übertreiben dazu. Heule ich jetzt auch schon? Mitnichten!
Ob Gärtner da eine löbliche Ausnahme machen? Vielleicht. Der Bayrische Gärtnerpräsident sieht Krisenfragen gelassen. Wirklich wiedergefunden habe ich mich in einer Variation von Alexander Munke, den ich fast schon überrascht – auf dem Bayrischen Gartenbautag traf:
„Krise? Nöö, ich mach da nicht mit“ – sagt der Mann mit dem Weißkopfplüschseeadler.
Meine Rede seit langem.
Irgendeine Kriese gibt es ja immer im Umfeld. Dauerkriese. Aber bis heute haben wir doch alle überlebt, oder? Ich muß gleich wieder an die Worte von Rudolph Benary denken. Als am 23.1. die Ernst Benary Schule in Erfurt ihren neuen Namen erhielt, berichtete er mit schlichten Worten über die Konsequenz und Bescheidenheit1seiner Ahnen – bis heute. „Wie die Saat – so die Ernte“ war der Leitspruch des „ersten Benary“. In 166 Jahren Geschichte fand das Wort Krise keine Anwendung. Wohl Kriege und schwere Zeiten – ich fände auch den Terminus „sehr schwere Zeiten“ angemessen, wenn man ein wenig mehr von der Familiengeschichte weiß. Aber kein heulen. Die Benarys machen da wohl auch nicht mit.
Krise hin oder her. Wenn doch alles hinterfragbar ist und die Negation des Negativen vielleicht regelwidrig negativ wird, gerät manchmal selbst der, der in der real heulverstärkten Krise Zuversicht predigt, unter Feuer. So geschehen Gerold Braun im Besserwerberblog. Die Erklärung – mit den Kunden zu heulen sei wenig nützlich um danach noch etwas zu verkaufen – erscheint mir plausibel. Das lernt man schon bei Kindern. Trösten geht anders. Mitnehmen zu neuen guten Orten ist da meine Politik. Natürlich lässt sich das aber auch als „vermeintlich optimistischer Allgemeinplatz“ betrachten. Na und? Dann stelle ich genau auf den Allgemeinplatz meinen Lieblingssessel und lasse mir fünf Minuten die Sonne auf den Bauch scheinen. Das tut mir gut – und anderen auch.
Aktive Krisenabwehr.
NS: ich schreibe Krise offenbar gern mit „ie“ – wie ich eben feststelle (falls ich noch eins übersehen habe. Das ist orthographisch falsch – drückt aber vielleicht auf subtile Weise aus, das ich das Wort nicht mag. Auch wenn es das chinesische Synonym für Chance ist.
- von Bescheidenheit sagte er natürlich nichts, die war einfach zwischen seinen Zeilen [↩]
Über den Autor
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Blogger seit 2005,
Kaktusgärtner aus Passion - seit 1970,
... in einer Familie von Kaktusgärtnern seit 1822
... und Gärtner in der Blumenstadt Erfurt seit 1685
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